Montag, 22. März 2010

Part 11: Ab wann ist ein Suizid eigentlich ligitim?

Der Durchschnittsmensch braucht sieben Minuten, um einzuschlafen.

...ich weiß nicht ob ich diesen Fakt schon einmal zuvor erwähnt habe, aber wie dem auch sein, ich halte ihn für absoluten Humbug!!!

In den letzten 4 Tagen habe ich zusammengerechnet vielleicht 8 Stunden geschlafen...Warum? Nun irgendwie ist der "Off"-Schalter für meinen Denkapparat wohl derzeit außer Betrieb gesetzt worden! Mein Kopf ist stattdessen auf Hochbetrieb geschaltet und das so ziemlich genau 24 Stunden (ohne Kaffeepause) -non stop.

Insomnia- mein Unwort des Jahres 2010 .

Die OP ist in knapp 3 Wochen, in dieser Zeit muss ich weiterhin meiner Arbeit nachgehen, Geld verdienen, meine Steuererklärung machen, die ganzen Arzttermine wahrnehmen, Orthopädiezeugs, Krankenhauseinweisung, Blutbild, Krankenkassenchaos, Krankengeld beantragen, und übrigens auch noch nen Umzug über die Bühne bringen, da ich vor wenigen Wochen rein zufällig einen riesigen Schimmelfleck genau hinter dem Kopfteil von meinem Bett entdeckt habe. Nach der OP liege ich für Monate wieder vollkommen Hilfebedürftig in der Gegend rum (direkt neben dem Schimmelfleck!!!). Wenn ich also aus dieser Situation entkommen wollen würde, so dachte ich mir, dann wäre meine einzige Chance dies zu schaffen, nur noch VOR der OP. Also welche Wahl hatte ich?

In den letzten Tagen/Wochen war ich also damit beschäftigt eine neue Wohnung zu finden, die Alte abzustoßen, alles und jeden zu aktivieren um mir beim Renovieren zu helfen, Farbe, Tapeten und sonst nicht was zu kaufen, mein Leben in beschriftete Kisten zu verpacken, diverse Rennereien mit Behörden am Hals zu haben und zu hoffen das mir nichts Größeres einen Strich durch die Rechnung machen würde. Als ich dann ganz langsam merklich zu entspannen begann (gestern Abend mit Freunden und einer DVD), da nun endlich scheinbar ein Nachmieter gefunden war, genügend Leute zum umziehen vorhanden und meine neue Wohnung quasi unmittelbar vor der Übergabe stand, passierte das Unfassbare. Der Strich durch die Rechnung...

Wir hatten einen schweren Autounfall!

Es war ziemlich genau 2 Uhr morgens. Ich kam mit 30 kmh aus einer Seitenstraße und wollte gerade eine Hauptstraße mit meinem Auto überqueren, als ein anderes Auto, das diese Hauptsraße hinunter kommt, in voller Fahrt seine Ampel (die auf Rot geschaltet war!!!) missachtet, überfährt, uns nicht kommen sieht und uns mit 50 Sachen in die Seite fährt. Von der Wucht des Aufpralls drehte sich unser Auto zweimal um sich selbst und wurde dabei in die Mitte der Kreuzung geschleudert, wo wir dann mit einer gebrochenen Hinterachse zum Stillstand kamen. Totalschaden, nichts ging mehr! Es dauerte einige Sekunden der vollkommenen Fassungslosigkeit bevor mein Gehirn wieder zu arbeiten begann. Und was war der erste Gedanke, der mir vor allen anderen möglichen Dingen die mir in diesem Moment durch den Kopf hätten schießen können, in den Sinn kam? Tja, ich dachte einfach nur:

"Fuck, und wie zur Hölle soll ich morgen zur Arbeit kommen!?!"

Rückbetrachtend irgendwie absurd, da wenn das andere Auto nur eine Sekunde schneller, oder wir langsamer gewesen wären, es nicht das Hinterteil getroffen hätte, sonder mit 50 Sachen genau die Fahrertür. Und wahrscheinlichen wären mir dann, statt dem absurden Gedanken wie ich am nächsten Tag bloß zur Arbeit kommen solle, wohl eher mein Lenkrad oder ähnliche Dinge durch den Kopf gegangen..

Es war diese eine Sekunde, auf Grund derer ich nun hier in der Lage bin schreiben zu können: Es gab keine nennenswerten Verletzungen!

Zum Glück habe wir zwei Zeugen auf unserer Seite, die das Ganze beobachtet haben, denn die einzige, offizielle und überaus Intelligente Aussage des gegnerischen Fahrers lautete:

"Ja also welche Farbe die Ampel im Moment des Überquerens hatte weiß ich nicht, aber ich bin mir ganz sicher, als ich das letzte Mal (etwa 200 Meter vor dem Überqueren, vielleicht auch nur 100 Meter...) hingeguckt hatte, war sie grün!"

Worauf hin ich ihn nur mit einem mehr als trocken, sarkastischen Unterton anging und sagte:

"Nun, das ist meistens so,....das eine Ampel bevor sie Rot wird, irgendwann auch mal Grün war!"

So ein Vollidiot! ... Der derzeitige Stand der Dinge:

Kein klares Schuldgeständnis, seine Aussage dazu: "Na da müssen wir erstmal abwarten was die Schuldfrage angeht!"... die Verhandlung wird in die Wege geleitet!... Ein Anwalt eingeschaltet, die Versicherung informiert... Bei unserem Wagen sieht es ganz nach einem Totalschaden aus. Nach dem ich dann gestern auf Drängen von Freunden und Familie doch noch ins Krankenhaus bin, aufgrund von starken Kopf und Nackenschmerzen und einem nicht weg gehen wollenden Schwindelgefühl, wurde mir dann auch noch ein Schleudertrauma und eine Zerrung in der HWS diagnostiziert. Das größte Problem ist aber, dass das Auto, auf das ich durch meine Knochenkrankheit so unendlich doll angewiesen bin, nun zur Vergangenheit gehört. Ein Ersatzwagen? Dazu muss wohl erstmal die Schuldfrage geklärt werden!?! So ein SCHEIß!!!. Und das dauert!!!

Ob das Geld (wenn es denn kommen sollte) von der Versicherung für ein neues Auto reicht? Fraglich! Denn immerhin ist das Auto 10 Jahre alt gewesen....Also mal wieder voll ins Schwarze getroffen :)

Manchmal denke ich wirklich ich muss in einem früheren Leben ein brutaler Schäferhund der einmal ein Baby zerfleischt hat gewesen sein oder wahrscheinlich sogar noch viel viel schlimmeres!!!,...denn sorry aber son beschissenes Karma muss man sich doch irgendwie verdient haben!

Jetzt liege ich also hier. Soll meine Halswirbelsäule möglichst entlasten, genau wie meine beiden Sprunggelenke ;), muss übrigens aber heut Abend noch arbeiten gehen- Nachtschicht, da ich mehr als dringend auf das Geld angewiesen bin, da ich ja in 3 Wochen für minestens 20 Wochen wieder krank sein werde und ach ja, übrigens mitten in einem verfluchten Umzug stecke!!! Und um mir zu beweisen wie sehr das Leben mich doch hasst, beginnt gerade bei wolkenlosem Himmel die Sonne in mein Zimmer zu scheinen. So als ob sie sagen will: "Tja, so schön könnte das Leben sein, aber du hast leider die Arschkarte gezogen ;D"

Der Wagen musste übrigens natürlich noch in der selben Nacht (gegen 130 Euro in Bar versteht sich:) von uns abgeschleppt werden lassen, denn mit gebrochener Achse fährt es sich ja bekanntlich recht schlecht. Mit Glück (ein Fremdwort für mich) bekommen wir dieses Geld natürlich von der gegnerischen Versicherung wieder.

Gegen 5 Uhr am Morgen war ich dann endlich zu Hause...mein Kopf nur noch aus Müdigkeit und Schmerz bestehend. Doch an Einschlafen sollte nach dieser Nacht natürlich mal wieder nicht zu denken sein. :(

Im Rollstuhl zu sitzen aber kein Auto zu haben. Monate lang auf Krücken angewiesen zu sein und dabei die U-Bahnhöfe verzweifelt nach einem nicht vorhandenen Fahrstuhl absuchen zu müssen. All das dachte ich würde mir dieses Mal wenigstens erspart bleiben...

War die Situation so denn nicht schon schlimm genug? Reicht eine Knochenkrankheit in beiden Sprunggelenken, eine verschimmelte Wohnung, permanente Schmerzen, die Angst meinen Job zu verlieren, nicht studieren zu können, das Leben an einem vorbei ziehen zu sehen, Angst bei jedem Schritt vor dem lauernden Schmerz zu haben und zu allem Stress auch noch ein Umzug dazu, denn nicht aus??? Scheinbar ja icht! Ich frage mich nur: Was ist es wohl, worauf ich mich als nächstes freuen darf??? :D

Vielleicht ne Schwangerschaft? Die Steuerfahndung oder ein BKA-Einsatzkommando, das versehentlich meine Wohnung stürmt weil sie mich mit einer columbianischen Drogenbaronin verwechselt haben?

Bitte sagts mir nicht, ich steht doch so auf Überraschungen!!!

:D

...In diesem Sinne...

...2BeContinued...

Montag, 8. März 2010

Part 10: Ich wurde aufgeklärt...


...und das war nur halb so lustig wie es vielleicht klingt!!!
Um genau zu sein war es überhaupt nicht lustig!
Es lief eher so:
Als mein Doc mich diese Woche, bei dem seit langem angesetzten Kontrolltermin fertig untersucht hatte sagte er mir, das es nun Zeit für den nächsten Schritt wäre, Zeit für die detaillierte OP Aufklärtung des Patienten! Was dann wohl ich war,...aber am liebsten nicht gewesen wäre!!! Denn: OH MY GOD!!!! Hätte ich mir doch rechtzeitig Wattestäbchen oder sonst was greifbares in meine Ohrten gesteckt, noch bevor er auch nur das erste Wort über seine Lippen hätte bringen können, das mich über die bevorstehenden Dinge "aufklären" sollte...hätte er mir doch lieber was von Bienchen und Blümchen erzählt. Aber nein, die Story die nun folgte hatte so gar nichts mit Bienen und Blumen zu tun. Als Jugendfrei empfand ich sie trotzdem nicht!

Wie wir ja alles wissen ist die OP unausweichlich, und vor einigen Wochen hieß es ja, das es sein könnte, dass trotz Stadium 4 nicht unbedingt transplantiert werden muss. Ein Argument, was der Doc mir noch ein mal in aller deutlichkeit vor augen führen wollte, bevor es dann zum wirklich blutigen Teil des Gesprächs überging...Also betonte er nochmals: Es ist zwar sehr wahrscheinlich, aber kein MUSS.(Seit dem ich damals bei der Übermittlung der zweiten Diagnose einen etwas heftigeren Zusammenbruch in seiner Praxis erlitten hatte, sprach "The FLash" mit mir eigentlich nur noch mit solchen Engelszungen, wenn ich ihm keinen Anlass gab dies sein zu lassen)

Als ich dann aber nach einer genauen Einschätzung, und zwar in Prozent fragte, konnte er die Sache dann leider nicht mehr ganz so beschönigt ausdrücken. Es besteht nämlich eine 90 zu 10%ige Chance, das dann letztlich doch transplantiert werden wird.

Eine retrograde Anbohrung, wie bereits auf der rechten Seite vorgenommen, könnte also noch zu 10% möglich sein!!! Wahnsinn!!! Also warum den Kopf in den Sand stecken??,right? :) Hm, naja, vielleicht wegen der anderen 80 zu 20 Chance...bei der geht es nämlich darum, dass ich eine etwa 20%ige Chance habe, dass sie mir meinen Knöchel, der dieses mal scheinbar wirklich verdammt doll im Weg rum liegt, während der OP nicht raussägen werden, neben sich legen und wenn sie mit allem fertig sind wieder reinsetzen, festschrauben und das Ganze dann so hoffentlich wieder anwächst :)

Wenns da mal nicht heißt: Daumen drücken liebe Leute! Ja und die Transplantation hat er mir lieber Weise dann auch noch mal bis ins Detail erklärt. Wie ich dann also von ihm an der Hüfte vorher desinfiziert und dann aufgeschnitten werde, mir dort aus meinem Hüftknochen, an einer Stelle wos dann angeblich nicht großartig fehlt, mehrere Zylinderförmige Knochenstücke rausgestanzt werden und diese dann wiederum in das mittlerweile ebenfalls aufgeschnittene linke Sprunggelenk quasi hinein gepuzzelt werden. Das mit den Knochen-puzzelstücken sieht dann übrigens etwa so aus....(Vorsicht, nur für starke Nerven, ansonsten schnell nach untern scrollen!!!):
Also ums nochmal zusammen zu fassen: Hüfte öffnen, Knochenstücken rausstanzen, Sprunggelenk öffnen, vorher Knöchel raussägen, Hüftstücke in Loch einpusseln. Knöchel wieder Festschrauben und alles wieder fein säuberlich vernähen :)

Die OP wird dem entsprechend nicht so wie beim letzten Mal ca 35 Minuten sondern etwa 2 Stunden dauern. Aber wie gesagt die Chancen das das passiert stehen insgesammt ja nur bei etwa 85%! Also, immer noch schööön locker bleiben ;) Jetzt fragt ihr euch aber sicherlich, wann und wie man denn nun erfahren wird,ob transplantiert wird oder eben nicht?! Tja das entscheidet sich WÄHREND der OP! :) Ich glaube ich erwähnte diese Lustige "mal sehen was kommt" Praktik auch schon ein mal.

Das ist der so genannte Überraschungseffekt :D Ich werden narkotisiert und wenn ich wieder aufwache habe ich entweder eine oder zwei Narben! Woraus ich dann schlussfolgern kann, welche OP stattgefunden hat :)

Cool, oder?! Da ist doch wenigstens noch echte Spannung mit im Spiel:)

Und warum das Ganze? Nun, wie gesagt besteht eben noch die 10%ige Chance, das man einfach nur anbohren kann, dass würde man beispielsweise bei einem MRT direkt vor der OP auch erkennen können. Doch wozu dieser Umstand? Da lieg ich doch schon offen auf dem OP Tisch und da sagen sich die Ärzte natürlich, wozu kompliziert durchleuchten, da gucken wir doch lieber gleich selbst hinein! Und zwar mit einem Athroskop! So ne kleine Kamera, die nachdem eine Flüssigkeit in mein Gelenk gepumpt wurde sich alles ganz genau anschauen kann. Je nachdem was sie dann sehen, wird entweder Narkosemittel nachgespritzt und es geht richtig los, oder eben "nur" die softe Anbohrung. In jedem Fall hab ich nach der OP das Vergnügen, dass es noch 2 bis 3 Tage dauert bis diese Flüssigkeit wieder aus meinem Körper rausgelaufen ist und dann noch der Schlauch aus meinem Gelenk (ohne Betäubung natürlich) rausgezogen werden muss :)und ich fortan ein paar Schrauben in meinem zuvor Abgesegten Knöchel haben werde. Hach das wird ein Spaß :)))

Die OP findet am 13. April statt, am Geburtstag meines großen Bruders, schön oder,...dann wird wenigstens nicht nur mir der Tag versaut. Aber da er eh 3 Wochen später heiratet, wollte er dieses Jahr sowieso nicht groß feiern. Übrigens auch toll...denn nach der OP heißt es wieder 4 bis 6 Wochen absolute Bettruhe und Bein permanent ab in die Horizontale. Bevor ich dann danach mindestens weitere 2 Monate total entlasten muss und dann ganz langsam mit der Laufschule beginnen darf, was weitere 6 bis 8 Wochen beanspruchen wird. Ich hab das mal hoch gerechnet. Bedeutet, dass ich mit Glück und ohne Komplikationen Anfang September wieder ohne Krücken wäre.

Wie ich das mit der Hochzeit meines einzigen Bruders 2 Wochen nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen bin schaffen werde, wird dann also auch noch schön spannend werden. Aber er scheint sich da gar keine großen Sorgen zu machen. Er ist da sehr optimistisch und hat mich auch schon gebeten für den Polterabend doch ein paar belegte Brötchen anzurichten. Als ich ihn darauf hin nur schräg und etwas irritiert von der Seite anguckte, meinte er nur: Na was denn, die kannst du doch auch im liegen schmieren :)

Das ist mein Bruderherz!

In diesem Sinne ein Hoch auf alle Optimisten dieser Erde und ein

...2BeContinued an alle Interessierten ;)...
...langsam wird es ernst, ich schiebe Panik!!!