Montag, 22. Februar 2010

Part 9b : Immer lächeln und nicken :)

Am Freitag war nun der 3. Anpassungstermin für die Allgöwer Orthese und bei einem war ich mir ganz sicher,.... es würde auch der Letzte sein! Denn komme was wolle, diese Frankenstein-Bastelstunde würde ich mir nicht noch weitere 10 Stunden antun lassen! Denn wofür auch? Arbeiten werde ich mit dem Ding eh niemals können und dürfen, egal wie sehr sie das Ding nun am Ende schaffen würden anzupassen.
Doch darum schien es ja scheinbar schon längst nich mehr zu gehen:)...

Ich erschien also am Freitag gegen 13 Uhr bei der Orthopädietechnik. Die Damen und Herren hatten ja beim letzten Mal einen Gipsabdruck von meinem Bein genommen, auf dessen Grundlage sie nun auf die Idee gekommen waren, dass innere Polster (was vorher so eine Art grauer Schaumstoffüberzieher war) aus Schaumgummi direkt nach diesem Abdruck nach zu formen und in die Orthese zu kleben.
Ok dachte ich mir, ein Teil weniger zum anziehen und vielleicht bringt es ja wirklich die erhoffte Schmerzlinderung. Also nahm ich Platz und die Orthese wurde mir angelegt.
Zumindest wurde es versucht,...denn oh Wunder, es gab ein neues Problem. Die beiden Schalen müssen beim Anlegen nämlich in einander geschoben werden und durch den eingeklebten Schaumstoff war das nicht mehr so einfach möglich, dadurch das sie ja somit jetzt dicker waren und mehr Platz brauchten! Resultat: Je mehr man sie versucht zusammen zu schieben (leider unerlässlich um sie zu schließen) desto mehr wird meine Haut vor ihnen her geschoben und letztlich dann schmerzvoll zwischen ihnen eingeklemmt:)Wirklich was ändern lässt sich scheinbar nichts daran, denn trotz weiterem Abschleifens und Anpassens blieb dieser Zustand unverändert bestehen.
Beschlossene Vorgehensweise. Plastikschalen inklusive Hautfetzen zusammen schieben, Zähne zusammen beißen, Schmerzen ertragen und dann durch ziehen, schieben und bewegen versuchen die eingeklemmte Haut nach Anlegen der Orthese frei zu kriegen :) Klasse! Ick fühl ma wohl, wa :)

So, aber jetzt denkt nicht, dass das die Problematik gewesen wäre. Nach einer Dreiviertelstunde hatte ich die Orthese also endlich um mich gequetscht. Ich sage wohl weißlich "gequetscht", denn sie muss ja so eng sitzen, dass ich nicht durch sie durchrutsche, wenn ich versuche mein Gewicht voll auf sie zu legen. Was beim Laufen ja nun mal sein muss! Es war uns möglich diesen Punkt zu erreichen, doch dann saß die Orthese so fest, das nach 10 Minuten Tragen nicht ein Tropfen Blut mehr in meinem Fuß ankam. Ein Gefühl, was ich so noch nie hatte. Klar schläft einem mal ein Körperteil ein, weil man drauf gelegen hat und das Blut sich ein bissel gestaut hat, aber das ist NICHTS gegen das, was diese Orthese mit meinem Bein veranstaltet hat.

Ich bin kein Mediziner, deshalb bin ich jetzt mal vorsichtig mit dem was ich jetzt schreibe, aber mir wurde damals erklärt, dass meine Krankheit daher kommt, dass das abgestorbene Knochenstück nicht mehr durchblutet wurde und so letztendlich starb und sich vom Rest gelöst hat...
Hmmm,.... vielleicht könnt ihr mir folgen in welche Richtung meine Bedenken nun gehen...aber egal, denn das war immer noch nicht das ganze Problem! :)

Denn als ich mich schließlich erhoben hatte und erneut auf dem Ding stand, war es die selbe Stelle und die selben Schmerzen, die von Anbeginn der Anpassung da waren und den ganzen Stress verursacht hatten. Quasi null Verbesserung, in keiner Hinsicht, sondern das volle Gegenteil, dank nun permanenter Hautquetschungen!
Sorry für die Wortwahl, aber LECK MICH AM ARSCH, dachte ich mir, begann zu lächeln, zu nicken, drei Schritte zu humpeln und in den überzeugendsten Tönen auf die Frage hin : "Und wie ist es jetzt?" zu antworten...
"Jaaaa, viiieeel besser! Das wird schon so klappen, man muss sich ja auch einfach erstmal dran gewöhnen, richtig :))"

Ich konnte förmlich sehen wie der entnervten Orthopädietechnikerin der Stein vom Herzen fiel.
15 Minuten später verließ ich inklusive 1000 Euro teurer, unbrauchbarer Orthese in der Tasche und einem nervenzermürbenden Problem weniger im Gepäck, lächelnd das Geschäft.

Später am Abend unterhielt ich mich noch mit einigen Freunden über die ganze Aktion und eine gute Freundin bemerkte etwas sehr Schlüssiges,....man sieht ständig Menschen mit Krücken auf der Straße, öfter mal welche in einem Rollstuhl, doch mit so einem Apparat wie dem meinen hätte sie noch nie jemanden gesehen... warum ist das wohl so?
Ich denke mittlerweile kennen wir alle die Antwort! Und für alle die mal in einer ähnlichen Situation sein sollten spart euch, eurer Krankenkasse und den armen entnervten Orthopädietechnikern die Mühe und lasst es einfach bleiben.
Eine Allgöwer Orthese ist das Letzte zu dem ich nicht mal meinem schlimmsten Feind raten würde!

In diesem Sinne schauen wir mal was die nächste klasse Idee sein wird, ich denke wir dürfen gespannt sein ;)

...2BeContinued...

P.S. Oh oh oh, einen hab ich noch! Und ihr werdet es nicht glauben,...denn als ich die Orthese, dann zu Hause angekommen, doch noch ein mal angezogen hatte und zum ersten mal mit dem Ding vor einem Spiegel stand, ratet mal was ich da dann festgestellt habe. Die Trottel haben sie unterschiedlich hoch gemacht. Die Schuherhöhung rechts und die Beinverlängerung links sind unterschiedlich lang! Mein linkes Bein ist nun mit dem Ding um mehrere Zentimeter länger als das Rechte und meine Hüfte dadurch in einer absoluten Fehlstellung :) Wie herrlich ist das denn!?! Ällgöwer Orthese, nicht mal der Versuch war es wert!!!

Donnerstag, 11. Februar 2010

Part 9: Von Schwachsinnigen umgeben....oder: Die allgöwer Orthese

In den letzten Tagen fehlt mir oft die richtige Motivation mich meinem Blog zuzuwenden. Übe ich mich doch derzeit eher in der hohen Kunst des Verdrängens. Doch wird mir diese Art der Situationsbewältigung leider mehr und mehr unmöglich gemacht.

Zwar habe ich die wöchentlichen Arzttermine nun hinter mir gelassen und warte was das angeht ja eigentlich nur noch auf die letzte Untersuchung vor der OP, hatte sich mein Arzt trotzdem etwas sehr "Nettes" für den Zeitraun zwischen den Untersuchungen einfallen lassen....und nur für die, die es nicht wissen "Nett" ist übrigens der kleine Bruder von "Scheiße"...

Es folgt nun ein kleiner Einblick in die Welt der modernen, orthopädischen Hilfsmittel und des Gesundheitssystems im Jahre 20 und 10. Lehnt euch zurück, zückt eure Lesebrillen und taucht mit mir in eine Welt des Unfassbaren und Widersprüchlichen, in dem Logik und Verstand nach scheinbar anderen, höheren, für mich unbegreiflichen Gesetzen zusammengefügt sind....:)

Wir schreiben den Monat Februar:
Und ich hatte das Vergnügen einen Termin für die Anpassung meiner Allgöwer Orthesen wahrnehmen zu dürfen. Die Orthopädietechnik dafür befand sich leider ein mal quer durch die nicht gerade kleine Großstadt Berlin...eine 21,7 km lange Strecke von meiner Haustür bis an den eben geschilderten Ort lag nun vor mir. Doch das nur am Rande....
Am letzten Montag treffe ich also gegen 14 Uhr im wunderschönen Stadtteil Moabit ein (Übrigens immer eine Reise wert:). Telefonisch wurde ich bereits darauf vorbereitet, dass das Ganze einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Bewaffnet mit einem guten Buch (Tennesse William's Endstation Sehnsucht :) und viel Geduld und Wohlwollen im Gepäck ,begab ich mich in die Höhle des Technikers...nach kurzem Warten stellte sich dann heraus, das besagter Techniker eine Frau war, die darüber hinaus in so ziemlich genau meinem Alter war. Nicht unbedingt das Schlechteste, dachte ich mir, zumindest hatten wir gleich eine Ebene.

Das war aber auch das einzig Positive an diesem Tag, denn dann begann die Tortur.
Eine Allgöwer Orthese besteht aus zwei Plastikschalen eine kleinere Front- und eine größere Hinterschale, die durch extremes Erwärmen an dein Bein gebogen und so angepasst werden.
Zum Schutz hat man zwischen Haut und Plastikschalen einen etwa daumendicken Schaumstoffüberzug, der die gesamte Fläche von Knöchel bis Knie bedeckt. Ebenso umfangreich ist auch das Plastikgehäuse der Orthese. Darüber hinaus (im wahrsten Sinne des Wortes) ist auf Wadenhöhe ein eisernes Gestell befestigt, das etwa 10 cm weiter nach unten, als das Bein in Wirklichkeit lang ist (und somit weit über das Bein hinaus), ragt. Dies ist die eigentliche Stelze/Beinverlängerung, der Rest dient nur der Befestigung. Um euch das dann doch etwas besser vorstellen zu können hier ein kleiner Schnappschuss ;) :Zu meinem Schock endete diese Verlängerung jedoch nicht in einer großen Fläche, die mir Halt und Standfestigkeit beim Laufen vermittelt hätte, wie ich es vermutet und auch bei Recherchen im Internet gesehen hatte, sondern in einem etwa Zeigefinger breiten und Langen Stück Metall mit anti-rutsch Gummibeschichtung! Mein neues Standbein.
"Wow", mehr als das war mir leider nicht möglich hervor zu bringen, als ich diese Konstruktion das erste mal um mein linkes Bein angelegt bekommen hatte.
Das ich wenige Minuten danach noch sprachloser sein würde, hätte ich zu diesem Zeitpunkt definitiv niemals geglaubt. Aber da fehlte ja noch was für die andere Seite...:) Knappe 3 Minuten später betrat dann der Schuh für die rechte Seite, samt 10 cm hoher, massiver und tonnenschwere Schuherhöhung, den Raum und was soll ich sagen... ich denke ein Bild spricht mehr als 1000 Worte.
Ich wurde aufgebockt, festgeschnallt und aufgerichtet. Das Monstrum war erschaffen. Frankensteins erste Gehversuche...doch wenn ihr denkt, dass es auch nur annähernd ohne Krücken möglich gewesen wäre, dann irrt ihr euch gewaltig. Ich war nicht mal allein in der Lage mich von meinem Stuhl zu erheben. Meine Technikerin und ihre mittlerweile hinzugezogene Gehilfen zogen mich in den Stand, traten beide zwei Schritte zurück (Sicherheitsabstand wie ich vermute) und betrachteten schließlich das Ding, das sie dort erschaffen hatten. Doch leider war die Konstruktion fehlerhaft! Denn das "Ding" wollte sich leider nicht mehr als 3 Schritte bewegen, als es dann vor Schmerz sich zurück auf den Stuhl fallen ließ.
Ratlosigkeit in den Gesichtern der beiden Frauen vor mir...
"Nun, manchmal kommt so etwas vor,...da muss man dann eben ein wenig angleichen und nachbessern", entgegnete sie mir lächeln und der Startschuss war gegeben.

Es folgte ein vierstündiger Marathon, des immer wieder Material Erhitzens, Anpassens, Abschleiffens, Festdrückens, Aufstehens, unter Schmerzen wieder Abwinkens, Versuchens, Verbesserns, Verschlechterns, Verzweifelns,.... doch alles half nichts. Es war bereits eine Stunde nach offiziellem Feierabend als meine Technikerin mit mir entkräftet einen neuen Termin vereinbarte...ich solle doch am Dienstag erneut wieder kommen, denn da wäre ihr Meister im Haus und der würde schon den richtigen Kniff wissen.
Gesagt getan...21,4 Kilometer wieder nach Hause und 2 Tage später erneute 21,4 Kilometer wieder hin. Und da war ich. Bereit für Runde zwei!
Dieses mal versprach sie mir auch, dass sich das Ganze in maximal 1 1/2 Stunden geregelt haben würde....
3 Stunden später...mein linkes Bein mittlerweile bestehend aus nur noch einem durchgehenden Schmerzgefühl, zwei ratlosen Orthopädietechnikern neben mir und der Feierabend bereits erneut weit überschritten, galt es, die Möglichkeiten abzuwiegen.
Der Entschluss: Ich müsse ein drittes Mal wieder kommen, denn nun würde ein Gipsabdruck von dem gesamten Bein genommen werden, die rückwärtige Schale nach diesem Abdruck (ohne meine Anwesenheit in weiteren, mehrere Stunden Arbeit) angefertigt werden und dann dürfe ich Mitte nächster Woche noch ein Mal zur Anprobe erscheinen.

Das es diese Möglichkeit von Anfang an gegeben hätte, eröffneten mir die Beiden natürlich auch. Man hätte eigentlich von Anfang an einen Abdruck nehmen können und das ganze Gebilde nach diesem Prinzip perfekt auf mein Bein abstimmen können,...die Kasse hatte mir jedoch die andere Variante bereits bewilligt, die nebenbei gesagt bereits über 900 Euro kostet!!!. Und da das, was nun mal einmal von der Kasse bewilligt und durch gewinkt worden ist, dann auch so gemacht werden muss, hatten wir eben die Arbeitszeit von zwei Technikern 7 Stunden Aufwand und vielen Nerven mal eben zum Fenster raus geschmissen, um letztendlich doch keine andere Lösung zu finden, als die der von der Kasse nicht genehmigten, gipsangepassten Orthese. Und wer weiß wie viel Zeit jetzt noch in das Projekt "Frankensteins Hoffnung" investiert werden müsse. Doch mal ganz abgesehen davon. Egal, ob wir es bei den nächsten Sitzungen schaffen das Ding auch nur annähernd benutzbar anzupassen... kommt jetzt der ansolute Brüller: :)

Falls ihr euch erinnert, hatte mein Arzt mir die Orthese verordnet, damit ich in der Lage wäre ohne Krücken (nach den 4 bis 6 Wochen absoluter Bettruhe versteht sich) den Alltag zu bewältigen und so vor allem auch schneller wieder in meinen Beruf zurück kehren zu können. Sprich war es seine Idee letztlich in der Lage zu sein, einen 10 Stunden Tag auf Allgöwer Orthesen zu bewältigen!

Doch meine Techniker wollten mich nicht länger dem Irrglaube und der Hoffnung überlassen und so teilten sie mir gütiger Weise mit, dass die meisten Leute die Allgöwer Orthese ZUSÄTZLICH zu Krücken benutzen würden! In KOMBINATION(!) eine recht gute Erleichterung. Doch einen wirklich sicheren und normalen Gang ausschließlich mit solch einem Gerät zu erreichen, ist eher der Ausnahmefall. Darüber hinaus könnte es auch mehr als wahrscheinlich sein, dass mein Arbeitgeber, genau wie bei der Benutzung von Krücken am Arbeitsplatz, sich aus versicherungstechnischen Gründen quer stellt und mich mit diesen Orthesen genauso wenig arbeiten lässt. Kurze Stecken, beispielsweise in der Wohnen, auf ebenem Boden ließen sich hingegen mit viel Übung recht gut machen. Unebene, längere Wege (und damit meinte er alles ab einer Distanz von 10 bis 20 Metern), sowie Eis und ähnliches sind unmöglich.
Aber da ich die Orthesen ja erst postoperativ einsetzten soll, wie mein Arzt es ja verordnete und jetzt nur schon mal mich an das Ding gewöhnen solle, wäre das Eis ja kein Problem. Denn mit einkalkulierter Bettruhe wäre der offizielle Einsatzbeginn ja erst frühstens mitte/ende Mai. Somit, wie gesagt, kein Problem! Wenn daraus, wie meine Techniker mich aufklärten, nicht ein anderes Problem hervorgerufen würde.
Denn so genau sie mir auch die Orthese jetzt anpassen, nach der OP und wochenlanger, absoluter Bewegungsunfähigkeit verändert sich der Umfang und Aufbau meines Beines noch ein mal so entscheidend, dass das ganze jetzige Anpassen hinfällig sein wird und das ganze Spiel dann definitiv von Vorne los geht!
Mit all diesen Informationen saß ich nun nur noch da, die beiden Techniker vor mir, nickte und lächelte, während mir eines klar wurde: Ich war von Schwachsinnigen umgeben, die alle definitiv zu viel Zeit und viel zu wenig eigenständige Gehirnmasse besaßen.
Warum hatten diese Orthopädietechniker dieses Argument nicht vor den 7 Stunden verzweifelter, schmerzhafter, anstrengender, nervenaufreibender Anpassungsversuche gebracht, sich mit meinem Arzt, der Kasse oder sonst wem, der für diese hirnrissigen Anordnungen zuständig war, in Verbindung gesetzt und das Ganze noch mal durch diskutiert. Aber Nein und das Schärfste, sie würden das auch jetzt nicht tun. Die Orthese würde angefertigt werden, komme was wolle!Denn die Kassen hatten sie ja schließlich bewilligt ;)

Ich saß da, lehnte mich zurück und ließ mir mein linkes Bein eingipsen.
Die Allgöwer Orthese...ein Projekt, das noch lange nicht vom Tisch ist!

in diesem Sinne
...2BeContinued...