Montag, 28. Dezember 2009

...zwischen den Jahren...

***
Wie groß ist die Chance dass ich falle?
Steh ich doch auf zwei Beinen
-mitten im Nirgendwo-

Nichts und zugleich alles an das ich mich kralle

und irgendwo
-zu nah bei mir-
vernehm' ich plötzlich einen Ton
ein Geräusch, ein Knarren,

doch schon
höre ich genauer hin
und aus dem Knarren wird ein Knacken
ein Klirren, ein Brechen

- tief
viel zu tief in mir drin,
bis der erste Splitter bricht.

Nur ein Stechen - nur zu Beginn.
Dann tausend Stiche, tausend Splitter in mir drin...

Und der Wind streift zärtlich meine Wange

atme Leben
zögere, ...nicht lange
und wage einen letzten Sprung.
Wage, versage und werde von Schmerz umschlung'

Wie groß ist die Chance das ich falle?
Wie schmerzvoll wird es sein?
Wie weit helft ihr mir alle? und
ab wann bin ich allein?

Wie lange kann ich Stärke zeigen?
-Ein Lächeln auf meinem Gesicht-
Wie sehr werd' ich leiden, bis das letzte Lächeln bricht?

Wie groß wird mein eigener Wille sein?
-Hab ich doch nur zwei Beine-
und wann bricht letztlich alles in mir ein?

"Ab wann",...frage ich,
doch Antwort find' ich keine.

***

Montag, 21. Dezember 2009

Part 6: Nerven bewahren

Der Montag kam und ich sollte mich bei meinem Doc bezüglich der Auswertung meines MRTs telefonisch melden und erfragen, ob diese angekommen sei und was denn dann nun die nächsten Schritte sein würden.
Mittlerweile hatte ich mir die besagten Bilder bestimmt schon eine Million mal an geguckt und aus dem scheinbar unendlich phantasiereichen Vorstellungsvermögen, was ich mein Eigen nennen darf, in vollen Zügen geschöpft.

Wenn man mich fragt erkenne ich auf dem Bild etliche Risse, Schatten, Schäden und atypische Gegebenheiten, was mich zu der einzigen realistischen Schlussfolgerung kommen lässt, dass das Bein keine Überlebenschance mehr hat! Der Zug ist abgefahren.

Gut, ich gebe zu, vielleicht ist das eine minimale Überspitzung der Realität...aber auch wirklich nur minimal! Denn ich sehe ja die Risse und Schatten auf dem Bild! Da ist ja wirklich was nicht so ganz wie es sein sollte!...
Und sowieso, was denken die denn, was ich mit den Bildern ohne jegliche fachmännische Auswertung anstelle, wenn die die mir so einfach mit geben? Sie ignorieren? Realistisch bleiben? Die Schatten und schwarzen Löcher als positives Zeichen deuten? Pustekuchen! So nun wirklich nicht. Da heißt es analysieren und interpretieren meiner Seits bis ins klitzekleinste Detail! Ob ich davon Ahnung hab oder nicht. Mit Google und Wikipedia an meiner Seite kommt man erstaunlich weit in der heutigen Zeit!

Und jetzt haltet euch fest, nach dem ich ja nun schon eine Woche warten musste, das Wochenende verstrichen war und ich endlich hoffnungsvoll bei meinem Doc "the Flash" anrief, erklärte mir die Arzthelferin, dass leider noch keine Auswertung angekommen sei. Gut ok, dachte ich mir. Ich bin ja nicht nur ein sehr phantasievoller Mensch, sonder darüber hinaus auch nicht auf den Kopf gefallen. Wenn keine Auswertung da sei, meinte ich dann zu der Dame, könnte ich ja auch einfach die Bilder vorbei bringen und der Doc schaut sich eben selbst an, was dort zu erkennen ist. Müsste er ja eigentlich können, er ist ja auch schließlich der, der dann am Ende das Ganze live zwischen den Händen haben wird und die zerstörten/fehlenden/aufgelösten Teile in mir identifizieren und behandeln muss. Und da wäre es natürlich klar von Vorteil, wenn er weiß, wie es eigentlich in meinem Gelenk aussehen müsste und wie es dann tatsächlich ausschaut.
Ihr müsst zugeben, schlecht war die Idee ja nicht, wenn am nächsten Tag nicht der letzte Praxistag vor dem zweiwöchigen Urlaub gewesen wäre, dieser dadurch nur ein halber Tag war und mein persönlicher Doc, wie sollte es anders sein, gar nicht mehr das Gebäude betreten würde.
Ja klasse. Zähneknirschend bat ich somit die Arzthelferin am anderen Ende der Leitung mir dann eben den schnellst möglichen Termin unmittelbar nach dem Urlaub zu geben. Doch leider leben wir heut zu Tage in einer ziemlich kranken Gesellschaft, was zur Folge hat, das ich erst in geschlagenen 3 1/2 Wochen die Auswertung meines MRTs erhalten werde, da ziemlich viele Leute gleich nach dem Urlaub einen Termin haben wollten :( Grrrr.
Versteht mich nicht falsch, es ist mir nicht so extrem wichtig meine Auswertung zu erhalten, weil ich eventuell noch die vage Hoffnung auf einen guten Ausgang der Geschichte hege. Ich nehme definitiv nicht an, dass das Ganze noch irgendwie gut für mich ausgehen könnte. So nach dem Motto, dass es dann plötzlich heißt: Oh, da hab ich mich wohl doch geirrt mit meiner Diagnose. Das war wohl nur ein Fettfleck auf dem Röntgenbild werte Dame. Sie sind ja vollkommen gesund!"
Sicherlich nicht. Es ist viel mehr genau das Gegenteil. Wenn man mich von heute an noch 26 weitere Tage ohne eine in Stein gemeißelte, unumstößliche Diagnose warten lässt, bin ich mir ziemlich sicher, dass es definitiv nicht mehr lange dauern wird und ich beginnen werde mir Dinge einzubilden, wie zum Beispiel, dass sich in mir mittlerweile eine undefinierbare, aber definitiv reale, fremde, nicht von diesem Planeten stammende Lebensform in meinem Sprunggelenk eingenistet hat, die mich von innen heraus beschlossen hat systematisch zu vernichten. Und wenn dann plötzlich auf einem mir vorliegenden MRT Bild ganze Knochenstücke verschwunden sind, so wie es ja hier leider der Fall ist, werde ich am Ende meiner Wartezeit definitiv fest davon überzeugt sein, dass diese verschollenen Knochenstücke in Wahrheit sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben. Oh Nein Sir! Sondern das sie meinen kleinen extraterrestrisch-parasitären Freunden als vormittäglicher Brunch zum Opfer gefallen sind, um danach in dem entstandenen schwarzen Loch eine neue Kolonie gründen zu können und sie dann, darüber hinaus mit ihren mitgebrachten Zahnstocher-Kampfmaschinen-waffen jeglichen noch Intakten Bereich meines Gelenks durchlöchern, aufspießen und letztlich vernichten werden! Warum? Na ist doch ganz klar. Um sich Platz für eine Poollandschaft mit Wellnesbereich zu schaffen! Eiskalt und erbarmungslos, diese kleinen Mistviehcher!

Es wäre wirklich so viel gesünder für mich, wenn man mir einfach mal eine finale Diagnose liefern würde. Wirklich! Aber nein, so einen Luxus kann man im heutigen Gesundheitssystem nun wirklich nicht mehr erwarten.
Und stattdessen werde ich mit meinen kleinen knochenzerfressenden, sabotierenden Männchen und mir allein zurück gelassen. Was soll man da noch sagen außer:

...2BeContinued...

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Part 5: The Flash and Me

... um genau zu sein waren es zwei Spritzen.

Vor wenigen Tagen durfte ich nun die erste Hyalurondosis genießen und zu meinem Erschrecken lagen plötzlich zwei Spritzen neben mir im Behandlungsraum. Verwunderung auf meiner Seite, als dann mein Doc durch die Tür trat. Der Arzt, der zwar mein vollstes Vertrauen genießt, den ich aber im übrigen seit neustem nur noch "The Flash" nenne, da er in den letzten 3 Wochen nie länger als 3 bis maximal 4 Minuten vor mir stand, in denen er nach meinem Befinden fragte, mich desinfizierte, mir jeweils eine Spritze verabreichte, ein Pflaster klebte und mir zwischendurch noch maximal Zeit für eine gezielte Frage ließ, bevor er wie der Blitz wieder den Raum verließ (...beim letzten Mal habe ich sogar ernsthaft die Zeit gestoppt! Und es waren exakt 3 Min und 41 Sekunden!).
Eine wertvolle Frage pro Woche... und ich dummes Huhn vermassle es!
Ihr müsst euch ins Gedächtnis rufen, das am Vortag mein MRT war und ich ohne eine Auswertung oder jegliches Kommentar mit den Bildern in der Hand und meiner verteufelt ausgeprägten Phantasie und Vorstellungskraft allein nach Haus geschickt wurde. Ein Desaster!
Was hätte also meine eine, wertvolle Frage betreffen sollen, für die in diesen besagten 3 Minuten maximal Zeit ist? Richtig!
Und was rutscht mir bei dem Anblick der Zwei Spritzen unbedachter Weise raus?!
Naja klar: "Oh wofür denn Zwei?"
Bumm! Wie dämlich war das denn?!! Schon begann er während er bereits desinfizierte fröhlich zu erläutern, bevor er dann auch schon mit der Injektion der ersten Spritze (sie dient der Betäubung) begann. Zwischen durch noch ein zwei Frage seiner Seits bezüglich meines Befindens, dann die Zweite Spritze, ein paar Anweisungen an die Schwester, dann Pflaster drauf, Hand geschüttelt und ZACK, The Flash verließ den Raum!

Klasse. Und wie jetzt weiter? Das sollte nun die Aufgabe der Schwester sein. Nachdem ich mich wieder aufgerafft und die Arztliege verlassen hatte, folgte ich ihr zum Empfang, an dem wir dann gleich die nächsten vier Termine für die Injektionen festlegten. Allerdings standen wir vor dem Problem, dass die Praxis die nächsten 2 Wochen geschlossen sein würde. Was war zu tun? Die Schwester bat mich einen Moment zu warten und suchte the Flash um von ihm eine Anweisung einzuholen.
" Wir machen dann 2 Wochen Pause, so kann die erste Spritze erstmal richtig zur Wirkung kommen und dann wird wöchentlich nachgespritzt."
"Sehr schön", sagte ich, "Und was war aber nun mit der Auswertung meines MRTs?!
Ich blickte erneut in verunsicherte Augen. Nach dem ich ihr erklärte, dass ich lediglich die Bilder habe und die Auswertung aber bis spätestens Freitag an the Flash geschickt werden würde und ich natürlich folglich sehr gerne noch einen Termin hätte um dann letztlich zu wissen wie schlecht es um mein linkes Bein stehe und das es mir auch sehr dringend damit ist, diese Fakten möglichste schnell in Erfahrung zu bringen, bat sie mich erneut um einen Moment und verschwand erneut im Behandlungszimmer meines Docs, der in der Zeit während ich hier mit der Schwester schwatzte sicherlich bereits 3 bis 5 weitere Patienten behandelt hatte.
Sie kehrte zurück. Das Ergebnis: Ich solle doch bis Montag warten (was von dem Tag aus gesehen noch 6 verdammt lange Tagen des Wartens und Spekulierens waren!!!) und dann in der Praxis anrufen, (Montag sowie Dienstag hätten sie ja noch Sprechstunde, erst ab Mittwoch beginne der Urlaub) dann hätte der Herr Doktor den Befund vor sich liegen und könne entscheiden, wie weiter vorgegangen wird.
Yeah Baby... ich kann euch nur sagen, ich genieße derzeit jede Sekunde! Gut, das ich so ein geduldiger Mensch bin, der so gar nicht den Hang dazu hat irgend etwas schwarz zu sehen oder in Panik zu verfallen. Irgendwie spüre ich gerade so ein nervöses Zucken in meinem rechten Augenwinkel....hmm.

Gerade gestern habe ich gelesen, dass der Mensch mit 300 Knochen geboren wird, aber als Erwachsener nur noch 206 besitzt.... wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man so den Fakt, das ein Stück meines Sprunggelenks sich einfach mal in Nichts aufgelöst hat, als fast gar nicht beunruhigend betrachten. Hm, tja... wenn das Wörtchen "wenn" nicht wär'... schrieb sie und verfiel weiter der Panik...


In diesem Sinne:
...2BeContinued...

Dienstag, 15. Dezember 2009

Part 4: Im Bilde

So wie's sein sollte.....

.... und so wie es leider wirklich ist.


Mein drittes MRT liegt hinter mir.
Das linke Bein. Ich sitze gerade bei mir zu Haus. Es ist bereits nach Mitternacht. Um mich herum sämtliche Röntgen und MRT-Aufnahmen die sich im Verlauf diesen Jahres angesammelt haben. Ich sitze in Mitten von Bildern und versuche diese zu ordnen. Zu vergleichen. Zu strukturieren. Doch es gelingt mir nicht. Nicht weil es eine zu komplizierte Aufgabe ist. Sondern weil es ein verzweifelter und hoffnungsloser Versuch ist, zu verdrängen was ich vor mir sehe.
Ganz zu unterst liegen die neuen Bilder.Mit Absicht. Die Bilder von meinem linken Bein.
Ich hatte keine Erwartungen, keine Vorstellung was ich sehen würde, als ich die heutigen Bilder, wieder zu Hause angekommen, aus dem Schutzumschlag holte, um mir anzusehen, was ich doch nun schon seit ein paar Wochen wusste und mittlerweile auch recht gut verarbeitet hatte.
Es dauerte nur wenige Sekunden und ich fand die betroffene Stelle. Die zerstörte Stelle, die Ruinen meines Gelenks. Eine Lücke, dort wo doch eigentlich stabiler, gesunder Knochen sein musste! Ich hatte mit einer kleinen Lücke, vom Maßstab ähnlich dem ersten Vorfall gerechnet. 3 mm oder so,... nur eben ohne die wichtige letzte kleine Verbindung zum gesunden Knochen und dadurch eben nicht mehr Stadium 3 sondern 4. Doch was ich hier sah war etwas völlig anderes! Ein schwarzes klaffendes Loch in mitten meines Sprunggelenks. Nur schemenhafte Reste, Schatten, sind übrig von dem was eigentlich dort hätte sein müssen. Fassungslosigkeit. Sprachlosigkeit, Angst in mir hoch kriechend und sich als panische Verzweiflung in mir breit machend, verlor ich das, was ich mir so mühsam, so optimistisch die letzten Wochen aufgebaut hatte. Meine Stärke. Stumm ließ ich die Bilder fallen, schob sie von mir weg, doch es war schon zu spät. Ein so furchtbar großes Ausmaß der Zerstörung hatte ich nicht erwartet! Ohne eine eigentliche Erwartungen oder eine Vorstellung überhaupt gehabt zu haben, wurden diese so dermaßen übertroffen, das ich für einige Sekunden nur noch fassungslos vor mich hin starrte.

In einem Psychologiekurs hatte ich ein mal gelernt, dass man einen Patienten niemals allein und ohne Erläuterungen einer Diagnose aussetzten sollte. Eine Diagnose ist auch ein Machtinstrument, das Patienten stigmatisieren kann und weitere Behandlungsprozesse und eben vor allem den Patienten selbst stark beeinflusst. Der "Schwarz auf Weiß- Effekt", wie ich ihn nenne. Erst wenn man etwas Schwarz auf Weiß in voller Deutlichkeit vor sich sieht, ist jede Möglichkeit der Beschönigung, der Verdrängung, des Ausweichens unmöglich geworden. Das "es wird schon Alles nicht ganz so schlimm werden" zerbricht vor einem in eine Million Splitter und zurück bleibt ein schwarzes Nichts. Eine klaffende Lücke. Ein schwarzes Loch.
Wie kann sich mein Körper einfach so auflösen? Warum verdammt noch mal! Und wer garantiert mir, dass das nicht überall in mir passiert? Ich möchte schreien, möchte den Verantwortlichen finden, möchte all meine Wut an ihm auslassen und ihm seine Knochen zersplittern!!!
Meine Gedanken kreisen, meine Welt rotiert, doch dreht sich letztlich alles nur um das Eine in mir... die eine zentrale Frage: wie schlimm wird es wohl noch werden? Wo wird wohl die nächste betroffene Stelle liegen?

Morgen bekomme ich Spritze Nummer 4, die Erste mit der eigentlichen Hyaluronsäure in sich. Eine dickflüssige Masse, die so langsam wie möglich in das Innere meines Gelenks gespritzt werden muss. Irgendwie habe ich Kopfschmerzen, ich denke es wird Zeit für mein Bett.

...2BeContinued...

Sonntag, 6. Dezember 2009

Part 3: Spritzentherapie und die generelle Grundeinstellung


Wusstest ihr schon...
Die Wahrscheinlichkeit, dass man von einem Flugzeug getroffen wird, das vom Himmel stürzt: 1 zu 25 Millionen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es heute passiert: 1 zu 7 Trillionen!!!

Wenn das Ganze so aussieht, dann sollte ich mir doch einfach nicht so viele Sorgen machen was alles sein könnte, sondern mich viel mehr einfach jeden Tag daran erfreuen, das ich verdammt gute Chancen habe keinen dramatischen Tod unter einem Flugzeugheck zu finden! :D

Und was nützt es denn überhupt Angst vor bevorstehenden Eventualitäten zu haben? ...Selbst wenn man weiß, das sie vielleicht gar nicht so eventuell sind, sondern sie einem mit aller Wahrscheinlichkeit doch früher oder später wiederfahren werden?
Ich für meinen Teil rechne nicht damit von einem Düsenjet erschlagen zu werden, beim besten Willen, so neurotisch bin ich dann doch noch nicht :) Aber es sind eben gewisse andere Dinge (ihr wisst schon worauf ich anspiele) mit denen ich in relativ naher Zukunft rechnen muss. Aber wie gesagt. es gibt zwei Wege mit den bevorstehenden Eventualitäten umzugehen. Beide ändern nichts daran, das mir mit einer ziemlichen Gewissheit in der nahenden Zukunft irgendetwas auf irgend eine Weise irgendwie wiederfahren wird :) Wie aber genau das Ganze über die Bühne gehen wird, kann niemand im Detail voraussehen. Wie also jetzt an die Sache ran gehen?...

Version 1: ...ist echt scheiße, denn Version 1 beinhaltet, sich in den deutlichsten Farben, mit jedem noch so kleinen, minimalsten Detail und jeder noch so grausamen Eventaulität auseinander zu setzen und so sich voller liebevoller Denkarbeit auszumalen, was auf einen wie genau zukommen könnte. ...mit dieser Version habe ich übrigens bereits die letzten 3 Wochen verbracht. Und ich kann nur nochmal betonen: ECHTE SCHEIßE!...

Version2: Alles auf sich zukommen lassen! Den Kopf NICHT im Vorraus mehr als unbedingt nötig zerbrechen! Nur die zum Überleben absolut nötigen Basics klären und durchdenken, ansonsten "Schwarzblende"! ...
Bedeutet in meinem Fall: Die 2.OP wird kommen! Darüber brauch ich mir nicht den Kopf zu zerbrechen... das steht außer Frage. Wie beschissen wird das Ganze werden?Wen kümmerts! Denn reicht es nicht dank der OP die gesammte Folgezeit schon so richtig im Eimer sein zu werden? Wenn ich jetzt damit weitermache mir über all die netten fiesen Details und eventuellen Horrorszenarien den Kopf zu zerbrechen und Panik zu schieben, denn versau ich mir ja auch noch die kurze, letzte Zeit VOR dem Eingriff!!?!! Wie blöd ist das denn!!??

Wusstet ihr, dass das sicherste Alter in einem menschlichen Leben mit 10 Jahre ist?! In diesem Alter passieren einem statistisch gesehen die wenigsten Unglücke.
Tja, die Marke von 10 habe ich ja nun leider bei Weitem überschritten und somit sollte ich der Realität auch ins Auge blicken und mich damit abfinden, das zum Leben beschissene Situationen dazu gehören. Wie beschissen diese werden, sollte man aber nicht schon im Voraus erahnen wollen und die Wut, Trauer, den Ärger und was sonst nicht noch alles damit verbunden ist, in vollen Zügen bereits BEVOR es überhaupt geschehen ist auskosten. wie gesagt,...wie blöd ist das denn??!?! :)


Nehmen wir den heutigen Tag. Heute hatte ich meine dritte von acht Spritzen im Rahmen meiner Hyaluronsäuretherapie.
Ich saß im Wartezimmer und traf eine Entscheidung. Spritze Nummer Eins, vor 3 Wochen war schmerzlich betrachtet die Hölle! Im Verhältnis dazu war allerdings Spritze Nummer Zwei, aus der letzten Woche, jedoch wirklich erträglich. Es stand also 50 zu 50. Ich, im Wartezimmer sitzend, hatte somit heute psychisch gesehen die freie Wahl zwischen Menü Nummer1: "nervösen Zuckungen mit Pommes und ner Cocke" oder einem entspannten Menü Nummer2: dem "ausgeglichenen Lauschen der weihnachtlichen Wartezimmermusik". Ich bemühte mich, mich an Variante 2 zu halten... und das Ende der Geschichte...Panik wäre extrem unbegründet gewesen und hätte alles um Längen unerträglicher gemacht...denn Spritze 3 folgte dem Vorbild ihrer Vogängerin und ließ mich relativ erträglich die Geschichte durchstehen!

Der erste Schock der Diagnose wurde mittlerweile von mir verdaut. (Ist euch wahrscheinlich aufgefallen;) Nun heißt es für mich: NICHT nach Vorne schauen!... sondern die Gegenwart erlbene. Denn die unausweichlichen, großen Probleme die mit der OP meines linken Beines und der Transplantation und dem "was weiß ich nicht noch alles" zusammenhängen, kommen früh genug!...Ich begnüge mich derzeit lieber mit den verrückten, alltäglichen Absurditäten und gegenwärtigen Problemen des Hier und Jetzt und mit der presenten Hoffnung einen weiteren Tag hinter mich zu bringen, an dem ich nicht von einem Flugzeug erschlagen werde :)

...in diesem Sinne...
2BeContinued :)

(...mit einer Wahrscheinlichkeit von 7 Trillionen zu 1 ;)

Montag, 30. November 2009

Part 2: Surreal


Surrealismus beherrscht mein Leben.
Ich gehe Einkaufen, gehe über die Straße, die Treppen meines Wohnhauses auf und ab, laufe über die meterlangen Gänge meines Arbeitsplatzes und kann dennoch die Stunden zählen, in denen dies lediglich noch möglich sein wird.
Ich laufe. ICH KANN LAUFEN!!!
...und doch höre ich es Nachts in meinem Gelenk - in Beiden verflucht nochmal - knacken. Nachts, wenn jede Möglichkeit der Ablenkung verschwunden ist und Stille herrscht.
Ja ich hab Schmerzen, aber sind die nicht harmlos, im Vergleich dazu wieder ein Krüppel zu sein? Nicht laufen zu können? Monate lang im Bett zu liegen? In einem Rollstuhl sitzen zu müssen?
Mein Arzt sagt Nein, denn mein linkes, noch unbehandeltes Gelenk sei eine tickende Zeitbombe. Ich fühle Nichts davon. Ich erlebe mich in dem jetzigen Zustand als funktionstüchtig - scheiß auf den Schmerz!!!- und weiß, sobald die OP stattgefunden haben wird, wird all das zerstört sein.

Die letzten Wochen und Monate war ich tanzen, habe gefeiert, Pläne geschmiedet. Und jetzt, von einem auf den anderen Tag, durch ein verfluchtes Röntgenbild, soll Alles unmöglich geworden sein??? Ich laufe doch verdammt noch mal! Ein Umstand den ich nicht begreifen will und doch kriecht die Wahrheit wie eine Art giftiges Gas , ganz langsam in jeder ruhigen Sekunde immer tiefer in mich hinein. Schicht um Schicht, bis sie irgendwann meinen Kern erreicht haben wird, den ich zur Zeit noch mit aller Kraft versuche zu schützen. Noch will ich so viel wie möglich verdrängen, denn ansonsten bin ich dem Alltag nicht gewachsen.
Mein linkes Bein, das ich die Monate zuvor konsequent aus meinem Schmerzbewusstsein ausgeblendet hatte, tut nun von Tag zu Tag mehr weh. Es knackt, es blockiert.
Doch was vielleicht genauso schlimm oder vielleicht sogar noch schlimmer ist, ist das auch das Rechte keine Besserung zeigt!
Seit die Spritzentherapie letzte Woche begonnen hat, empfinde ich sogar phasenweise einen größeren Schmerz als je zuvor. Gestern wollte ich das Problem bei meinem Arzt erwähnen, als ich zur Spritze Nr.2 und eigentlich einer Lagebesprechung bezüglich MRT und OP-Termin bei ihm war. Doch mein Doc war leider sehr gehetzt und ich ja eigentlich auch nur für eine Injektion vor Ort.(Ich würde ja fort an die nächsten 6 Wochen ebenfalls regelmäßig ein Mal pro Woche auf der Matte stehen) Doch auf Grund der einzelnen Fragen und ich denke auch auf Grund meiner zur Zeit doch recht bedrückt wirkenden Gesamterscheinung, versuchte er mich, mit vielen guten Worten zwischen Tür und Angel, aus meinem Tief zu holen. Ich solle das tun wonach mir ist und was mein Körper zulässt, die Zeit noch nutzen! Nicht um mir den Kopf zu zerbrechen, sondern um ihn frei zu bekommen. Etwas, was ich mir noch am selben Abend vielleicht zu sehr zu Herzen nahm...
Bezüglich eines MRTs für die rechte Seite habe ich mir dieses Mal meine Frage gespart. Denn die Antwort hatte ich schon zu oft zuvor erhalten. Nämlich, dass das Alles klärende MRT für Rechts zur Zeit noch nicht möglich sei, da man immer noch nichts erkennen würde (und deshalb solch ein MRT auch nicht von der Kasse bezahlt werden würde). Allerdings ist es mein erklärtes Ziel ein MRT für meine rechte, bereits operierte Seite noch VOR der zweiten OP, die ja nach aller Wahrscheinlichkeit Anfang März sein wird, zu bekommen! Denn ich habe ein verdammt mieses Gefühl und brauche einfach Gewissheit!
Hier und jetzt wird es das letzte Mal sein, dass ich laut diese Äußerung ausspreche, denn ich will nicht erneut zu unrecht als Hypochonder abgetan werden, solch ein Gefühl muss man nicht mehrmals in seinem Leben haben, doch ich bin mir fast sicher, dass die erste OP an meinem rechten Gelenk fehlgeschlagen ist! Denn die Schmerzen, im nachweisbar zerstörten linken Gelenk und im angeblich geheilten Rechten, sind identisch!
Ich vermute, dass mein Arzt vorerst die Symptome die darauf hinweisen konsequent ignoriert, da es nach seinen Worten nicht passieren darf, dass mir beide Beine zur gleichen Zeit weg brechen.

Ich bin 24 Jahre alt und tanze für mein Leben gern....

Noch immer weiß nicht jeder von der erneuten Erkrankung. Weil ich es so will. Um Probleme aufzuschieben, denen ich mich jetzt nicht stellen kann und will. All das wird früh genug über mich einbrechen, doch dadurch hat eine absurde Zwangsschizophrenie Einzug in mein Leben gehalten. Innerlich sehe ich Schwarz, doch äußerlich treffe ich täglich auf Menschen, die mich anlächeln und mir Sätze sagen wie:
"Siehst du, war doch alles nicht so schlimm", "Da hast du doch echt nochmal richtig Glück gehabt", Mensch siehst du toll aus und so glücklich!", "Es ist so schön dich wieder laufen zu sehen!", "Hättest selbst nicht gedacht, dass das alles so gut ausgeht,oder?"... und ich lächle zurück. Lächle und nicke. weil ich aus den verschiedensten Gründen über den Wahren Stand der Dinge einfach nicht reden kann.
Ich laufe durch die Welt, lächle, nicke, freue mich mit den anderen Menschen über meine zurückgewonnene Gesundheit...Morgen ist die Weihnachtsfeier meines Arbeitgebers, dort wird das Schauspiel seinen geschmacklosen Höhepunkt erreichen!
Und aus Surrealismus wird berechnende Schizophrenie.
Ein Zustand den ich nur bedingt ertragen werden kann. Doch wie lange wird er anhalten? In spätestens 3 Monaten ist die OP und ab da mein altes Leben, mit seinen Wünschen, Plänen, Vorstellungen und Lebensweisen nicht mehr möglich. Für lange Zeit, vielleicht für immer. Spätestens dann wird die nackte Realität nicht mehr zu beschönigen sein.

Nächste Woche heißt es auf in Runde Drei der Spritzentherapie. Dieses Mal mit dem Einsatz der Hyaluronsäure und auch das MRT ist schon zum greifen nah.
Des Messers Schneide direkt vor mir und ich habe keine andere Wahl als mit vollem Bewusstsein mich hinein zustürzen...

...2BeContinued...

Freitag, 27. November 2009

Kapitel 2... Part 1: Statistiken

1999 hat Disney 3,4 Millionen Videokassetten von "Bernhard und Bianca zurückgerufen, weil in zwei Einzelbildern das Foto einer nackten Frau einmontiert war!
Eine Studie hat es nun endlich bewiesen: Frauen weinen fünfmal so oft wie Männer! (meistens zwischen 19 und 22 Uhr).
Nach eigenen Angaben bietet Starbucks weltweit 55 000 verschiedene Getränke an und
unter 100 Osteochondrosis dissecans Patienten gibt es ca. 3 Patienten die diese doch recht seltene Krankheit an mehr als einer Stelle gleichzeitig in ihrem Körper haben.


Heute sollte meine Hyaluronsäurespritzentherapie beginnen.
Wie ich euch schon oft berichtet habe, war mein rechtes Bein in den letzten Wochen ja nie wirklich ohne Beschwerde... bei meinem Arzt angekommen schilderte ich eben diese Probleme, dieser bat mich zum Vergleich beide Sprunggelenke frei zu machen...die Arzthelferin zum Diktat der Beobachtungen bereit:
"Eine Schwellung und leichte Verhärtung des Narbenbereichs...Die Hyaluronsäurespritzen sind in diesem Zustand leider nicht zu verabreichen, da die dickflüssige Masse nicht dorthin gelangen könnte, wo sie eigentlich hinfließen soll. Ins Innere des Gelenks."
Bevor ich meine Frage wie man das beheben könnte stellen konnte, kam bereits eine weitere Schwester mit einer Spritze in den Raum. Von diesem plötzlichen Vorgehen völlig irritiert und abgelenkt nahm ich gar nicht wirklich wahr, wie der Doc bereits begonnen hatte mein anderes Gelenk abzutasten,...es zu drehen und die Bewegungsfähigkeit zu untersuchen. Ich blickte von der Spritze auf und sah in sein nachdenkliches Gesicht.
Noch bevor er mir die erste Frage stellen konnte, wusste ich was passieren würde. Jeden nächsten Schritt, jede nächste Frage und den Ausgang....

"Gibt es Aufnahmen von dem linken Sprunggelenk"
Bevor ich verneinen konnte antwortete die Arzthelferin.
"Nicht vorhanden"
Mein Herz begann mir bis in den Hals zu schlagen.
Er wendete sich an mich: "Haben sie irgendwo anders schon ein mal eine Röntgenaufnahme oder MRT von dem anderen Sprunggelenk machen lassen?"
Ich verneinte.
Nun griff er zu der Spritze neben sich, desinfizierte meinen rechten vernarbten Knöchel und erklärte mir, dass dies ein Medikament gegen die Entzündung des rechten Sprunggelenks sei, wodurch Platz für die Hyaluronsäure geschaffen werden würde. Ich dürfe alles: Etwas erzählen, singen, schreien,weinen. aber NICHT zucken ...und er stach zu.
Was er mir nicht gesagt hatte war, dass es sich nicht um einen einfachen Einstich handelte, sondern dass er nach dem Zustechen mehrere Minuten mit der Nadel einen Weg durch die Verknorpelung und das Narbengewebe in mein Sprunggelenk finden musste...
Von diesen Spritzen werde ich nun noch ein bis zwei weitere benötigen, bevor dann erst mit der Hyaluronsäure, im gleichen Prozess, nur eben mit einer viel dickflüssigeren Masse, behandelt werden kann.

Nachdem die Spritze nach einer gefühlten Ewigkeit aus meinem Gelenk gezogen wurde, ich schweißgebadet und weiß wie die Wand an die ich mich lehnte, versuchte er mir gut zuzureden und wies die Schwester an, mir ein Glas Wasser zu geben und danach mich zum Röntgenzimmer für das linke Sprunggelenk zu begleiten.
Alles Rauschte. Ich wandelte durch die Räume der Praxis, lächelnd erklärend, dass es mir schon wieder viel besser ginge. Das Bild wurde gemacht, und ich im Anschluss in das leere Behandlungszimmer zurück geführt. Ich setzte mich.
Wissend was mein Arzt vermutete,...hatte ich diese Vermutung doch schon Monate zuvor und sie bei mehreren anderen Ärzten auch angesprochen, schon vor der ersten OP. Immer wieder hatte ich darum gebeten,… bei den Röntgenaufnahmen,… bei den MRTs...doch ich wurde nicht gehört. Meine Befürchtungen als Phantomschmerz abgetan. "Die Wahrscheinlichkeit ist so minimal..." es klingt mir immer noch in den Ohren. Und als ich dann nach der OP letztlich bei meinem jetzigen Arzt angekommen war, hatten sie es geschafft. All seine Vorgänger hatten es geschafft mir einzureden, dass ich mir alle weiteren Schmerzen einbildete,… aufpassen muss nicht ein Hypochonder zu werden, der bei jedem Knacken vermutet, sein Skelett fälle auseinander. So erwähnte ich meine linke Seite bei meinem neuen, jetzigen Arzt nicht mehr. Bis heute.
Ich saß und wartete, als plötzlich die Schwester in den Raum kam und die Röntgenbilder an die angeschaltete Lichttafel hängte und den Raum wieder verließ.

Meine Röntgenbilder und mich trennten etwa 2 Meter.
Doch in weniger als einem Augenzwinkern sah ich es. Ich sah es und saß in meinem Stuhl, in diesem Behandlungsraum, allein- wartend auf eine Diagnose, die ich bereits kannte.
Es begann in meinen Ohren zu rauschen, Zeit verlor jede Bedeutung. Mir wurde Schwarz vor Augen, doch ich konnte meinen Blick nicht von dem Bild nehmen. Es dauerte wohl 5 bis 10 unendliche quälende Minuten bis der Arzt das Zimmer betrat. Er blickte an mir vorbei und schritt zielgerichtet auf die Bilder an der Tafeln zu und blieb schließlich mit dem Rücken zu mir stehen. Den Blick auf die Röntgenaufnahmen gerichtet, sah ich wie er tief einatmete und sich mit dem linken Handrücken über seinen Mund strich. Er drehte sich mir zu und anstatt sich mir, wie es in einem Normalfall zu erwarten gewesen wäre, sich gegenüber setzte, nahm er auf den Stuhl direkt neben mir seinen Platz ein. Nur wenige Schritte neben ihm die Schwester. Beide betrachteten mich mit Blicken, die ich nie vergessen werde.
Dieses Mal kam ich ihm zuvor.
"Ich habs schon gesehen...." , durchbrach ich die Stille, die den Raum und mich bis zu diesem Moment erfüllte.
Er nickte.
"...nur wie schlimm es ist konnte ich nicht erkennen. Welches Stadium hat das Linke? Ich kenn mich ja nur mit dem Dritten bis her aus" ...ich brachte ein verzweifeltes Lächeln hervor...
Er blickte mir in die Augen:
"Endstadium. Das Abgestorbene Stück hat sich vom Rest des Gelenks gelöst."
Er redete weiter...Fetzen drangen an mein Ohr... "Eine simple OP wie die Vorhergehende ist nicht mehr möglich"....mein Körper gehorchte mir nicht mehr...."Eine Transplantation ist unausweichlich"... ich begann zu zittern, mir wurde schlecht...
"Ein langer Heilungsprozess ähnlich dem vorhergehenden, doch da der Eingriff ein sehr viel Umfangreicherer und Komplizierterer ist und ja ihr rechtes Bein nicht alleinig einsetzbar, stehen wir einem Problem gegenüber..." Tränen schossen mir in die Augen und dann passierte das, was einem Patienten wohl die letzte Hoffnung nimmt, dass alles vielleicht doch nicht so schlimm sein könnte wie es sich in dem ersten Moment anhörte.
Mein Arzt verlor die Fassung.
Er blickte mich an, seine Stirn lag in Falten. Er strich mit der Hand über seine Augen, stand auf und verließ den Raum, den Blick abgewendet, mit den Worten:
"Ich geb ihnen ein paar Minuten" und eine Sekunde später reichte mir die Schwester, neben mir kniend, ein Taschentuch. Ich blickte in ihr Gesicht und wollte am liebsten ihre Geste erwidern, doch ihr gelang es im Gegensatz zu mir, die Kontrolle zu behalten und begann mir gut zu zureden.
Mein Arzt kam zurückt und begann mit mir die nächsten Schritte zu besprechen. Meine persönliche Situation zu klären und wie schnell eine Op für mich möglich ist…

1000 Dinge gingen mir durch den Kopf...was ist mit meinem Studium? Mein Beruf, in dem ich erst seit 2 Monaten wieder arbeite? Wie tragbar ist solch eine Mitarbeiterin? Und was ist mit Geld? Mein Kranken- sowie Urlaubsgeld ist zu diesem Zeitpunkt mehr als ausgeschöpft!? Ich wollte mich in den letzten Wochen immer wieder um eine Absicherung durch meine Krankenkasse kümmern, da diese ja beim letzten Mal völlig versagte. Ob es nun im erneuten bereits eingetretenen Krankheitsfall noch möglich ist? Wir einigten uns darauf, dass auf Grund all dieser Ungeklärten Fakten, es für mich nicht möglich sein wird noch in diesem Jahr operiert zu werden. Bis zur OP werde ich weiter arbeiten gehen, denn diese Mal habe ich keine Krücken bekommen. Nicht weil es besser um mich steht, sondern weil es schlechter steht. Da das Stück ja eh bereits abgetrennt ist, braucht man davor keine Angst mehr zu haben, wie es beim letzten Mal der Fall war. Um die Umgebung der betroffenen Stelle vor weiteren Schäden durch das nun frei herum schwebende abgestorbene Stück Knochen in meinem Geleng zu schützen, ist mir außnahmslos alles, bis auf normales gehen in Maßen, verboten!
Ein erneutes MRT muss gemacht werden. Ich habe einen Termin für den 15. Dezember 2009 bekommen. Ich war beeindruckt wie schnell das ging, nachdem ich die verschlüsselten Zahlen und Kürzel von meinem Rezept der Dame am anderen Ende des Telefons vorlas. Das letzte Mal dauerte es fast 2 Monate bis ich einen Termin hatte. Auf den jetzigen muss ich gerade mal 18 Tage warten!!! Nach dem MRT wird besprochen wie, oder eher gesagt wann es für das linke Gelenk weiter geht. Auf Grund der Vielzahl meiner privaten Belastungen die teils dringenden Klärungsbedarf haben, hat er mir gesagt, dass ich die OP um alle nötigen Reglungen treffen zu können, nach dem MRT noch zwei, maximal 3 Monate vor mir her schieben kann. Diese Zeit ist zwar alles andere als gut für meine linke Seite, doch er will diese Zeit nutzen um Alles zu tun, dass die rechte Seite mir wenn es auf sie ankommt, als Stütze dient. In wie weit die rechte Seite nun wirklich gesund ist, ist derzeit nach seinen Worten zweitrangig...es geht einzig und allein darum zu verhindern, dass mir beide Beine zur gleichen Zeit versagen.

Die nächsten 8 Wochen bekomme ich einmal wöchentlich fortan eine Spritze gesetzt. Währenddessen folgt das MRT. Und danach all das, was diese Krankheit mit sich bringt. Was mich verzweifeln lässt, mir Tränen in die Augen treibt.
Ich hab Angst, denn dieses Mal weiß ich, was auf mich zu kommt und ich weiß, dass es noch viel schlimmer als beim ersten Mal werden wird.
Doch als nächster Schritt liegt es vor mir, all meinen Freunden und Lieben zu sagen, was ich selbst noch gar nicht akzeptieren kann und will.
Ich habe beschlossen, dass ich meinen Freunden mit denen ich dieses Wochenende verbringen werde, zu denen sehr viele sehr enge Freunde gehören, noch nichts sagen werde. Ich will mir dieses eine, letzte Wochenende der Normalität erhalten. Mit Freundinnen feiern, schwimmen gehen, Spaß haben. Erst am Sonntag werde ich auspacken, diese letzten Tage kann und will ich mir einfach nicht nehmen lassen.
Mit dieser zweiten Erkrankung bin ich mir sicher. Ein für mich normales Leben wird von nun an nicht mehr möglich sein...
Ich habe solch eine verzweifelte Wut in mir...ich hatte doch nicht mal die erste Episode richtig verarbeiten, überwinden und meine zurück gewonnene Kraft ausnutzen dürfen! Ich wollte so vieles, doch mir wurde ein Bein gestellt und als ich gerade dabei war, mich wieder zu erheben kam der alles mit sich in die Tiefe reißende Tritt in den auf dem Boden Liegenden.
Mir ist schlecht und ich habe Angst. Es fühlt sich an als ob ich mit vollem Bewusstsein in ein offenes Messer laufe. Wissend wie es sich anfühlen wird, wenn die Klinge sich in meinen Körper rammt. Doch ein Ausweichen ist nicht möglich.

Unter 100 Osteochondrosis dissecans Patienten gibt es ca. 3 Patienten die diese doch recht seltene Krankheit an mehr als einer Stelle gleichzeitig in ihrem Körper haben.

Ich bin eine von ihnen.

Ich werde die Momente des heutigen Tages nie vergessen.
Nicht wissend wohin mich meine Reise führen wird, verspreche ich euch

...2BeContinued...