Montag, 22. März 2010

Part 11: Ab wann ist ein Suizid eigentlich ligitim?

Der Durchschnittsmensch braucht sieben Minuten, um einzuschlafen.

...ich weiß nicht ob ich diesen Fakt schon einmal zuvor erwähnt habe, aber wie dem auch sein, ich halte ihn für absoluten Humbug!!!

In den letzten 4 Tagen habe ich zusammengerechnet vielleicht 8 Stunden geschlafen...Warum? Nun irgendwie ist der "Off"-Schalter für meinen Denkapparat wohl derzeit außer Betrieb gesetzt worden! Mein Kopf ist stattdessen auf Hochbetrieb geschaltet und das so ziemlich genau 24 Stunden (ohne Kaffeepause) -non stop.

Insomnia- mein Unwort des Jahres 2010 .

Die OP ist in knapp 3 Wochen, in dieser Zeit muss ich weiterhin meiner Arbeit nachgehen, Geld verdienen, meine Steuererklärung machen, die ganzen Arzttermine wahrnehmen, Orthopädiezeugs, Krankenhauseinweisung, Blutbild, Krankenkassenchaos, Krankengeld beantragen, und übrigens auch noch nen Umzug über die Bühne bringen, da ich vor wenigen Wochen rein zufällig einen riesigen Schimmelfleck genau hinter dem Kopfteil von meinem Bett entdeckt habe. Nach der OP liege ich für Monate wieder vollkommen Hilfebedürftig in der Gegend rum (direkt neben dem Schimmelfleck!!!). Wenn ich also aus dieser Situation entkommen wollen würde, so dachte ich mir, dann wäre meine einzige Chance dies zu schaffen, nur noch VOR der OP. Also welche Wahl hatte ich?

In den letzten Tagen/Wochen war ich also damit beschäftigt eine neue Wohnung zu finden, die Alte abzustoßen, alles und jeden zu aktivieren um mir beim Renovieren zu helfen, Farbe, Tapeten und sonst nicht was zu kaufen, mein Leben in beschriftete Kisten zu verpacken, diverse Rennereien mit Behörden am Hals zu haben und zu hoffen das mir nichts Größeres einen Strich durch die Rechnung machen würde. Als ich dann ganz langsam merklich zu entspannen begann (gestern Abend mit Freunden und einer DVD), da nun endlich scheinbar ein Nachmieter gefunden war, genügend Leute zum umziehen vorhanden und meine neue Wohnung quasi unmittelbar vor der Übergabe stand, passierte das Unfassbare. Der Strich durch die Rechnung...

Wir hatten einen schweren Autounfall!

Es war ziemlich genau 2 Uhr morgens. Ich kam mit 30 kmh aus einer Seitenstraße und wollte gerade eine Hauptstraße mit meinem Auto überqueren, als ein anderes Auto, das diese Hauptsraße hinunter kommt, in voller Fahrt seine Ampel (die auf Rot geschaltet war!!!) missachtet, überfährt, uns nicht kommen sieht und uns mit 50 Sachen in die Seite fährt. Von der Wucht des Aufpralls drehte sich unser Auto zweimal um sich selbst und wurde dabei in die Mitte der Kreuzung geschleudert, wo wir dann mit einer gebrochenen Hinterachse zum Stillstand kamen. Totalschaden, nichts ging mehr! Es dauerte einige Sekunden der vollkommenen Fassungslosigkeit bevor mein Gehirn wieder zu arbeiten begann. Und was war der erste Gedanke, der mir vor allen anderen möglichen Dingen die mir in diesem Moment durch den Kopf hätten schießen können, in den Sinn kam? Tja, ich dachte einfach nur:

"Fuck, und wie zur Hölle soll ich morgen zur Arbeit kommen!?!"

Rückbetrachtend irgendwie absurd, da wenn das andere Auto nur eine Sekunde schneller, oder wir langsamer gewesen wären, es nicht das Hinterteil getroffen hätte, sonder mit 50 Sachen genau die Fahrertür. Und wahrscheinlichen wären mir dann, statt dem absurden Gedanken wie ich am nächsten Tag bloß zur Arbeit kommen solle, wohl eher mein Lenkrad oder ähnliche Dinge durch den Kopf gegangen..

Es war diese eine Sekunde, auf Grund derer ich nun hier in der Lage bin schreiben zu können: Es gab keine nennenswerten Verletzungen!

Zum Glück habe wir zwei Zeugen auf unserer Seite, die das Ganze beobachtet haben, denn die einzige, offizielle und überaus Intelligente Aussage des gegnerischen Fahrers lautete:

"Ja also welche Farbe die Ampel im Moment des Überquerens hatte weiß ich nicht, aber ich bin mir ganz sicher, als ich das letzte Mal (etwa 200 Meter vor dem Überqueren, vielleicht auch nur 100 Meter...) hingeguckt hatte, war sie grün!"

Worauf hin ich ihn nur mit einem mehr als trocken, sarkastischen Unterton anging und sagte:

"Nun, das ist meistens so,....das eine Ampel bevor sie Rot wird, irgendwann auch mal Grün war!"

So ein Vollidiot! ... Der derzeitige Stand der Dinge:

Kein klares Schuldgeständnis, seine Aussage dazu: "Na da müssen wir erstmal abwarten was die Schuldfrage angeht!"... die Verhandlung wird in die Wege geleitet!... Ein Anwalt eingeschaltet, die Versicherung informiert... Bei unserem Wagen sieht es ganz nach einem Totalschaden aus. Nach dem ich dann gestern auf Drängen von Freunden und Familie doch noch ins Krankenhaus bin, aufgrund von starken Kopf und Nackenschmerzen und einem nicht weg gehen wollenden Schwindelgefühl, wurde mir dann auch noch ein Schleudertrauma und eine Zerrung in der HWS diagnostiziert. Das größte Problem ist aber, dass das Auto, auf das ich durch meine Knochenkrankheit so unendlich doll angewiesen bin, nun zur Vergangenheit gehört. Ein Ersatzwagen? Dazu muss wohl erstmal die Schuldfrage geklärt werden!?! So ein SCHEIß!!!. Und das dauert!!!

Ob das Geld (wenn es denn kommen sollte) von der Versicherung für ein neues Auto reicht? Fraglich! Denn immerhin ist das Auto 10 Jahre alt gewesen....Also mal wieder voll ins Schwarze getroffen :)

Manchmal denke ich wirklich ich muss in einem früheren Leben ein brutaler Schäferhund der einmal ein Baby zerfleischt hat gewesen sein oder wahrscheinlich sogar noch viel viel schlimmeres!!!,...denn sorry aber son beschissenes Karma muss man sich doch irgendwie verdient haben!

Jetzt liege ich also hier. Soll meine Halswirbelsäule möglichst entlasten, genau wie meine beiden Sprunggelenke ;), muss übrigens aber heut Abend noch arbeiten gehen- Nachtschicht, da ich mehr als dringend auf das Geld angewiesen bin, da ich ja in 3 Wochen für minestens 20 Wochen wieder krank sein werde und ach ja, übrigens mitten in einem verfluchten Umzug stecke!!! Und um mir zu beweisen wie sehr das Leben mich doch hasst, beginnt gerade bei wolkenlosem Himmel die Sonne in mein Zimmer zu scheinen. So als ob sie sagen will: "Tja, so schön könnte das Leben sein, aber du hast leider die Arschkarte gezogen ;D"

Der Wagen musste übrigens natürlich noch in der selben Nacht (gegen 130 Euro in Bar versteht sich:) von uns abgeschleppt werden lassen, denn mit gebrochener Achse fährt es sich ja bekanntlich recht schlecht. Mit Glück (ein Fremdwort für mich) bekommen wir dieses Geld natürlich von der gegnerischen Versicherung wieder.

Gegen 5 Uhr am Morgen war ich dann endlich zu Hause...mein Kopf nur noch aus Müdigkeit und Schmerz bestehend. Doch an Einschlafen sollte nach dieser Nacht natürlich mal wieder nicht zu denken sein. :(

Im Rollstuhl zu sitzen aber kein Auto zu haben. Monate lang auf Krücken angewiesen zu sein und dabei die U-Bahnhöfe verzweifelt nach einem nicht vorhandenen Fahrstuhl absuchen zu müssen. All das dachte ich würde mir dieses Mal wenigstens erspart bleiben...

War die Situation so denn nicht schon schlimm genug? Reicht eine Knochenkrankheit in beiden Sprunggelenken, eine verschimmelte Wohnung, permanente Schmerzen, die Angst meinen Job zu verlieren, nicht studieren zu können, das Leben an einem vorbei ziehen zu sehen, Angst bei jedem Schritt vor dem lauernden Schmerz zu haben und zu allem Stress auch noch ein Umzug dazu, denn nicht aus??? Scheinbar ja icht! Ich frage mich nur: Was ist es wohl, worauf ich mich als nächstes freuen darf??? :D

Vielleicht ne Schwangerschaft? Die Steuerfahndung oder ein BKA-Einsatzkommando, das versehentlich meine Wohnung stürmt weil sie mich mit einer columbianischen Drogenbaronin verwechselt haben?

Bitte sagts mir nicht, ich steht doch so auf Überraschungen!!!

:D

...In diesem Sinne...

...2BeContinued...

Montag, 8. März 2010

Part 10: Ich wurde aufgeklärt...


...und das war nur halb so lustig wie es vielleicht klingt!!!
Um genau zu sein war es überhaupt nicht lustig!
Es lief eher so:
Als mein Doc mich diese Woche, bei dem seit langem angesetzten Kontrolltermin fertig untersucht hatte sagte er mir, das es nun Zeit für den nächsten Schritt wäre, Zeit für die detaillierte OP Aufklärtung des Patienten! Was dann wohl ich war,...aber am liebsten nicht gewesen wäre!!! Denn: OH MY GOD!!!! Hätte ich mir doch rechtzeitig Wattestäbchen oder sonst was greifbares in meine Ohrten gesteckt, noch bevor er auch nur das erste Wort über seine Lippen hätte bringen können, das mich über die bevorstehenden Dinge "aufklären" sollte...hätte er mir doch lieber was von Bienchen und Blümchen erzählt. Aber nein, die Story die nun folgte hatte so gar nichts mit Bienen und Blumen zu tun. Als Jugendfrei empfand ich sie trotzdem nicht!

Wie wir ja alles wissen ist die OP unausweichlich, und vor einigen Wochen hieß es ja, das es sein könnte, dass trotz Stadium 4 nicht unbedingt transplantiert werden muss. Ein Argument, was der Doc mir noch ein mal in aller deutlichkeit vor augen führen wollte, bevor es dann zum wirklich blutigen Teil des Gesprächs überging...Also betonte er nochmals: Es ist zwar sehr wahrscheinlich, aber kein MUSS.(Seit dem ich damals bei der Übermittlung der zweiten Diagnose einen etwas heftigeren Zusammenbruch in seiner Praxis erlitten hatte, sprach "The FLash" mit mir eigentlich nur noch mit solchen Engelszungen, wenn ich ihm keinen Anlass gab dies sein zu lassen)

Als ich dann aber nach einer genauen Einschätzung, und zwar in Prozent fragte, konnte er die Sache dann leider nicht mehr ganz so beschönigt ausdrücken. Es besteht nämlich eine 90 zu 10%ige Chance, das dann letztlich doch transplantiert werden wird.

Eine retrograde Anbohrung, wie bereits auf der rechten Seite vorgenommen, könnte also noch zu 10% möglich sein!!! Wahnsinn!!! Also warum den Kopf in den Sand stecken??,right? :) Hm, naja, vielleicht wegen der anderen 80 zu 20 Chance...bei der geht es nämlich darum, dass ich eine etwa 20%ige Chance habe, dass sie mir meinen Knöchel, der dieses mal scheinbar wirklich verdammt doll im Weg rum liegt, während der OP nicht raussägen werden, neben sich legen und wenn sie mit allem fertig sind wieder reinsetzen, festschrauben und das Ganze dann so hoffentlich wieder anwächst :)

Wenns da mal nicht heißt: Daumen drücken liebe Leute! Ja und die Transplantation hat er mir lieber Weise dann auch noch mal bis ins Detail erklärt. Wie ich dann also von ihm an der Hüfte vorher desinfiziert und dann aufgeschnitten werde, mir dort aus meinem Hüftknochen, an einer Stelle wos dann angeblich nicht großartig fehlt, mehrere Zylinderförmige Knochenstücke rausgestanzt werden und diese dann wiederum in das mittlerweile ebenfalls aufgeschnittene linke Sprunggelenk quasi hinein gepuzzelt werden. Das mit den Knochen-puzzelstücken sieht dann übrigens etwa so aus....(Vorsicht, nur für starke Nerven, ansonsten schnell nach untern scrollen!!!):
Also ums nochmal zusammen zu fassen: Hüfte öffnen, Knochenstücken rausstanzen, Sprunggelenk öffnen, vorher Knöchel raussägen, Hüftstücke in Loch einpusseln. Knöchel wieder Festschrauben und alles wieder fein säuberlich vernähen :)

Die OP wird dem entsprechend nicht so wie beim letzten Mal ca 35 Minuten sondern etwa 2 Stunden dauern. Aber wie gesagt die Chancen das das passiert stehen insgesammt ja nur bei etwa 85%! Also, immer noch schööön locker bleiben ;) Jetzt fragt ihr euch aber sicherlich, wann und wie man denn nun erfahren wird,ob transplantiert wird oder eben nicht?! Tja das entscheidet sich WÄHREND der OP! :) Ich glaube ich erwähnte diese Lustige "mal sehen was kommt" Praktik auch schon ein mal.

Das ist der so genannte Überraschungseffekt :D Ich werden narkotisiert und wenn ich wieder aufwache habe ich entweder eine oder zwei Narben! Woraus ich dann schlussfolgern kann, welche OP stattgefunden hat :)

Cool, oder?! Da ist doch wenigstens noch echte Spannung mit im Spiel:)

Und warum das Ganze? Nun, wie gesagt besteht eben noch die 10%ige Chance, das man einfach nur anbohren kann, dass würde man beispielsweise bei einem MRT direkt vor der OP auch erkennen können. Doch wozu dieser Umstand? Da lieg ich doch schon offen auf dem OP Tisch und da sagen sich die Ärzte natürlich, wozu kompliziert durchleuchten, da gucken wir doch lieber gleich selbst hinein! Und zwar mit einem Athroskop! So ne kleine Kamera, die nachdem eine Flüssigkeit in mein Gelenk gepumpt wurde sich alles ganz genau anschauen kann. Je nachdem was sie dann sehen, wird entweder Narkosemittel nachgespritzt und es geht richtig los, oder eben "nur" die softe Anbohrung. In jedem Fall hab ich nach der OP das Vergnügen, dass es noch 2 bis 3 Tage dauert bis diese Flüssigkeit wieder aus meinem Körper rausgelaufen ist und dann noch der Schlauch aus meinem Gelenk (ohne Betäubung natürlich) rausgezogen werden muss :)und ich fortan ein paar Schrauben in meinem zuvor Abgesegten Knöchel haben werde. Hach das wird ein Spaß :)))

Die OP findet am 13. April statt, am Geburtstag meines großen Bruders, schön oder,...dann wird wenigstens nicht nur mir der Tag versaut. Aber da er eh 3 Wochen später heiratet, wollte er dieses Jahr sowieso nicht groß feiern. Übrigens auch toll...denn nach der OP heißt es wieder 4 bis 6 Wochen absolute Bettruhe und Bein permanent ab in die Horizontale. Bevor ich dann danach mindestens weitere 2 Monate total entlasten muss und dann ganz langsam mit der Laufschule beginnen darf, was weitere 6 bis 8 Wochen beanspruchen wird. Ich hab das mal hoch gerechnet. Bedeutet, dass ich mit Glück und ohne Komplikationen Anfang September wieder ohne Krücken wäre.

Wie ich das mit der Hochzeit meines einzigen Bruders 2 Wochen nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen bin schaffen werde, wird dann also auch noch schön spannend werden. Aber er scheint sich da gar keine großen Sorgen zu machen. Er ist da sehr optimistisch und hat mich auch schon gebeten für den Polterabend doch ein paar belegte Brötchen anzurichten. Als ich ihn darauf hin nur schräg und etwas irritiert von der Seite anguckte, meinte er nur: Na was denn, die kannst du doch auch im liegen schmieren :)

Das ist mein Bruderherz!

In diesem Sinne ein Hoch auf alle Optimisten dieser Erde und ein

...2BeContinued an alle Interessierten ;)...
...langsam wird es ernst, ich schiebe Panik!!!

Montag, 22. Februar 2010

Part 9b : Immer lächeln und nicken :)

Am Freitag war nun der 3. Anpassungstermin für die Allgöwer Orthese und bei einem war ich mir ganz sicher,.... es würde auch der Letzte sein! Denn komme was wolle, diese Frankenstein-Bastelstunde würde ich mir nicht noch weitere 10 Stunden antun lassen! Denn wofür auch? Arbeiten werde ich mit dem Ding eh niemals können und dürfen, egal wie sehr sie das Ding nun am Ende schaffen würden anzupassen.
Doch darum schien es ja scheinbar schon längst nich mehr zu gehen:)...

Ich erschien also am Freitag gegen 13 Uhr bei der Orthopädietechnik. Die Damen und Herren hatten ja beim letzten Mal einen Gipsabdruck von meinem Bein genommen, auf dessen Grundlage sie nun auf die Idee gekommen waren, dass innere Polster (was vorher so eine Art grauer Schaumstoffüberzieher war) aus Schaumgummi direkt nach diesem Abdruck nach zu formen und in die Orthese zu kleben.
Ok dachte ich mir, ein Teil weniger zum anziehen und vielleicht bringt es ja wirklich die erhoffte Schmerzlinderung. Also nahm ich Platz und die Orthese wurde mir angelegt.
Zumindest wurde es versucht,...denn oh Wunder, es gab ein neues Problem. Die beiden Schalen müssen beim Anlegen nämlich in einander geschoben werden und durch den eingeklebten Schaumstoff war das nicht mehr so einfach möglich, dadurch das sie ja somit jetzt dicker waren und mehr Platz brauchten! Resultat: Je mehr man sie versucht zusammen zu schieben (leider unerlässlich um sie zu schließen) desto mehr wird meine Haut vor ihnen her geschoben und letztlich dann schmerzvoll zwischen ihnen eingeklemmt:)Wirklich was ändern lässt sich scheinbar nichts daran, denn trotz weiterem Abschleifens und Anpassens blieb dieser Zustand unverändert bestehen.
Beschlossene Vorgehensweise. Plastikschalen inklusive Hautfetzen zusammen schieben, Zähne zusammen beißen, Schmerzen ertragen und dann durch ziehen, schieben und bewegen versuchen die eingeklemmte Haut nach Anlegen der Orthese frei zu kriegen :) Klasse! Ick fühl ma wohl, wa :)

So, aber jetzt denkt nicht, dass das die Problematik gewesen wäre. Nach einer Dreiviertelstunde hatte ich die Orthese also endlich um mich gequetscht. Ich sage wohl weißlich "gequetscht", denn sie muss ja so eng sitzen, dass ich nicht durch sie durchrutsche, wenn ich versuche mein Gewicht voll auf sie zu legen. Was beim Laufen ja nun mal sein muss! Es war uns möglich diesen Punkt zu erreichen, doch dann saß die Orthese so fest, das nach 10 Minuten Tragen nicht ein Tropfen Blut mehr in meinem Fuß ankam. Ein Gefühl, was ich so noch nie hatte. Klar schläft einem mal ein Körperteil ein, weil man drauf gelegen hat und das Blut sich ein bissel gestaut hat, aber das ist NICHTS gegen das, was diese Orthese mit meinem Bein veranstaltet hat.

Ich bin kein Mediziner, deshalb bin ich jetzt mal vorsichtig mit dem was ich jetzt schreibe, aber mir wurde damals erklärt, dass meine Krankheit daher kommt, dass das abgestorbene Knochenstück nicht mehr durchblutet wurde und so letztendlich starb und sich vom Rest gelöst hat...
Hmmm,.... vielleicht könnt ihr mir folgen in welche Richtung meine Bedenken nun gehen...aber egal, denn das war immer noch nicht das ganze Problem! :)

Denn als ich mich schließlich erhoben hatte und erneut auf dem Ding stand, war es die selbe Stelle und die selben Schmerzen, die von Anbeginn der Anpassung da waren und den ganzen Stress verursacht hatten. Quasi null Verbesserung, in keiner Hinsicht, sondern das volle Gegenteil, dank nun permanenter Hautquetschungen!
Sorry für die Wortwahl, aber LECK MICH AM ARSCH, dachte ich mir, begann zu lächeln, zu nicken, drei Schritte zu humpeln und in den überzeugendsten Tönen auf die Frage hin : "Und wie ist es jetzt?" zu antworten...
"Jaaaa, viiieeel besser! Das wird schon so klappen, man muss sich ja auch einfach erstmal dran gewöhnen, richtig :))"

Ich konnte förmlich sehen wie der entnervten Orthopädietechnikerin der Stein vom Herzen fiel.
15 Minuten später verließ ich inklusive 1000 Euro teurer, unbrauchbarer Orthese in der Tasche und einem nervenzermürbenden Problem weniger im Gepäck, lächelnd das Geschäft.

Später am Abend unterhielt ich mich noch mit einigen Freunden über die ganze Aktion und eine gute Freundin bemerkte etwas sehr Schlüssiges,....man sieht ständig Menschen mit Krücken auf der Straße, öfter mal welche in einem Rollstuhl, doch mit so einem Apparat wie dem meinen hätte sie noch nie jemanden gesehen... warum ist das wohl so?
Ich denke mittlerweile kennen wir alle die Antwort! Und für alle die mal in einer ähnlichen Situation sein sollten spart euch, eurer Krankenkasse und den armen entnervten Orthopädietechnikern die Mühe und lasst es einfach bleiben.
Eine Allgöwer Orthese ist das Letzte zu dem ich nicht mal meinem schlimmsten Feind raten würde!

In diesem Sinne schauen wir mal was die nächste klasse Idee sein wird, ich denke wir dürfen gespannt sein ;)

...2BeContinued...

P.S. Oh oh oh, einen hab ich noch! Und ihr werdet es nicht glauben,...denn als ich die Orthese, dann zu Hause angekommen, doch noch ein mal angezogen hatte und zum ersten mal mit dem Ding vor einem Spiegel stand, ratet mal was ich da dann festgestellt habe. Die Trottel haben sie unterschiedlich hoch gemacht. Die Schuherhöhung rechts und die Beinverlängerung links sind unterschiedlich lang! Mein linkes Bein ist nun mit dem Ding um mehrere Zentimeter länger als das Rechte und meine Hüfte dadurch in einer absoluten Fehlstellung :) Wie herrlich ist das denn!?! Ällgöwer Orthese, nicht mal der Versuch war es wert!!!

Donnerstag, 11. Februar 2010

Part 9: Von Schwachsinnigen umgeben....oder: Die allgöwer Orthese

In den letzten Tagen fehlt mir oft die richtige Motivation mich meinem Blog zuzuwenden. Übe ich mich doch derzeit eher in der hohen Kunst des Verdrängens. Doch wird mir diese Art der Situationsbewältigung leider mehr und mehr unmöglich gemacht.

Zwar habe ich die wöchentlichen Arzttermine nun hinter mir gelassen und warte was das angeht ja eigentlich nur noch auf die letzte Untersuchung vor der OP, hatte sich mein Arzt trotzdem etwas sehr "Nettes" für den Zeitraun zwischen den Untersuchungen einfallen lassen....und nur für die, die es nicht wissen "Nett" ist übrigens der kleine Bruder von "Scheiße"...

Es folgt nun ein kleiner Einblick in die Welt der modernen, orthopädischen Hilfsmittel und des Gesundheitssystems im Jahre 20 und 10. Lehnt euch zurück, zückt eure Lesebrillen und taucht mit mir in eine Welt des Unfassbaren und Widersprüchlichen, in dem Logik und Verstand nach scheinbar anderen, höheren, für mich unbegreiflichen Gesetzen zusammengefügt sind....:)

Wir schreiben den Monat Februar:
Und ich hatte das Vergnügen einen Termin für die Anpassung meiner Allgöwer Orthesen wahrnehmen zu dürfen. Die Orthopädietechnik dafür befand sich leider ein mal quer durch die nicht gerade kleine Großstadt Berlin...eine 21,7 km lange Strecke von meiner Haustür bis an den eben geschilderten Ort lag nun vor mir. Doch das nur am Rande....
Am letzten Montag treffe ich also gegen 14 Uhr im wunderschönen Stadtteil Moabit ein (Übrigens immer eine Reise wert:). Telefonisch wurde ich bereits darauf vorbereitet, dass das Ganze einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Bewaffnet mit einem guten Buch (Tennesse William's Endstation Sehnsucht :) und viel Geduld und Wohlwollen im Gepäck ,begab ich mich in die Höhle des Technikers...nach kurzem Warten stellte sich dann heraus, das besagter Techniker eine Frau war, die darüber hinaus in so ziemlich genau meinem Alter war. Nicht unbedingt das Schlechteste, dachte ich mir, zumindest hatten wir gleich eine Ebene.

Das war aber auch das einzig Positive an diesem Tag, denn dann begann die Tortur.
Eine Allgöwer Orthese besteht aus zwei Plastikschalen eine kleinere Front- und eine größere Hinterschale, die durch extremes Erwärmen an dein Bein gebogen und so angepasst werden.
Zum Schutz hat man zwischen Haut und Plastikschalen einen etwa daumendicken Schaumstoffüberzug, der die gesamte Fläche von Knöchel bis Knie bedeckt. Ebenso umfangreich ist auch das Plastikgehäuse der Orthese. Darüber hinaus (im wahrsten Sinne des Wortes) ist auf Wadenhöhe ein eisernes Gestell befestigt, das etwa 10 cm weiter nach unten, als das Bein in Wirklichkeit lang ist (und somit weit über das Bein hinaus), ragt. Dies ist die eigentliche Stelze/Beinverlängerung, der Rest dient nur der Befestigung. Um euch das dann doch etwas besser vorstellen zu können hier ein kleiner Schnappschuss ;) :Zu meinem Schock endete diese Verlängerung jedoch nicht in einer großen Fläche, die mir Halt und Standfestigkeit beim Laufen vermittelt hätte, wie ich es vermutet und auch bei Recherchen im Internet gesehen hatte, sondern in einem etwa Zeigefinger breiten und Langen Stück Metall mit anti-rutsch Gummibeschichtung! Mein neues Standbein.
"Wow", mehr als das war mir leider nicht möglich hervor zu bringen, als ich diese Konstruktion das erste mal um mein linkes Bein angelegt bekommen hatte.
Das ich wenige Minuten danach noch sprachloser sein würde, hätte ich zu diesem Zeitpunkt definitiv niemals geglaubt. Aber da fehlte ja noch was für die andere Seite...:) Knappe 3 Minuten später betrat dann der Schuh für die rechte Seite, samt 10 cm hoher, massiver und tonnenschwere Schuherhöhung, den Raum und was soll ich sagen... ich denke ein Bild spricht mehr als 1000 Worte.
Ich wurde aufgebockt, festgeschnallt und aufgerichtet. Das Monstrum war erschaffen. Frankensteins erste Gehversuche...doch wenn ihr denkt, dass es auch nur annähernd ohne Krücken möglich gewesen wäre, dann irrt ihr euch gewaltig. Ich war nicht mal allein in der Lage mich von meinem Stuhl zu erheben. Meine Technikerin und ihre mittlerweile hinzugezogene Gehilfen zogen mich in den Stand, traten beide zwei Schritte zurück (Sicherheitsabstand wie ich vermute) und betrachteten schließlich das Ding, das sie dort erschaffen hatten. Doch leider war die Konstruktion fehlerhaft! Denn das "Ding" wollte sich leider nicht mehr als 3 Schritte bewegen, als es dann vor Schmerz sich zurück auf den Stuhl fallen ließ.
Ratlosigkeit in den Gesichtern der beiden Frauen vor mir...
"Nun, manchmal kommt so etwas vor,...da muss man dann eben ein wenig angleichen und nachbessern", entgegnete sie mir lächeln und der Startschuss war gegeben.

Es folgte ein vierstündiger Marathon, des immer wieder Material Erhitzens, Anpassens, Abschleiffens, Festdrückens, Aufstehens, unter Schmerzen wieder Abwinkens, Versuchens, Verbesserns, Verschlechterns, Verzweifelns,.... doch alles half nichts. Es war bereits eine Stunde nach offiziellem Feierabend als meine Technikerin mit mir entkräftet einen neuen Termin vereinbarte...ich solle doch am Dienstag erneut wieder kommen, denn da wäre ihr Meister im Haus und der würde schon den richtigen Kniff wissen.
Gesagt getan...21,4 Kilometer wieder nach Hause und 2 Tage später erneute 21,4 Kilometer wieder hin. Und da war ich. Bereit für Runde zwei!
Dieses mal versprach sie mir auch, dass sich das Ganze in maximal 1 1/2 Stunden geregelt haben würde....
3 Stunden später...mein linkes Bein mittlerweile bestehend aus nur noch einem durchgehenden Schmerzgefühl, zwei ratlosen Orthopädietechnikern neben mir und der Feierabend bereits erneut weit überschritten, galt es, die Möglichkeiten abzuwiegen.
Der Entschluss: Ich müsse ein drittes Mal wieder kommen, denn nun würde ein Gipsabdruck von dem gesamten Bein genommen werden, die rückwärtige Schale nach diesem Abdruck (ohne meine Anwesenheit in weiteren, mehrere Stunden Arbeit) angefertigt werden und dann dürfe ich Mitte nächster Woche noch ein Mal zur Anprobe erscheinen.

Das es diese Möglichkeit von Anfang an gegeben hätte, eröffneten mir die Beiden natürlich auch. Man hätte eigentlich von Anfang an einen Abdruck nehmen können und das ganze Gebilde nach diesem Prinzip perfekt auf mein Bein abstimmen können,...die Kasse hatte mir jedoch die andere Variante bereits bewilligt, die nebenbei gesagt bereits über 900 Euro kostet!!!. Und da das, was nun mal einmal von der Kasse bewilligt und durch gewinkt worden ist, dann auch so gemacht werden muss, hatten wir eben die Arbeitszeit von zwei Technikern 7 Stunden Aufwand und vielen Nerven mal eben zum Fenster raus geschmissen, um letztendlich doch keine andere Lösung zu finden, als die der von der Kasse nicht genehmigten, gipsangepassten Orthese. Und wer weiß wie viel Zeit jetzt noch in das Projekt "Frankensteins Hoffnung" investiert werden müsse. Doch mal ganz abgesehen davon. Egal, ob wir es bei den nächsten Sitzungen schaffen das Ding auch nur annähernd benutzbar anzupassen... kommt jetzt der ansolute Brüller: :)

Falls ihr euch erinnert, hatte mein Arzt mir die Orthese verordnet, damit ich in der Lage wäre ohne Krücken (nach den 4 bis 6 Wochen absoluter Bettruhe versteht sich) den Alltag zu bewältigen und so vor allem auch schneller wieder in meinen Beruf zurück kehren zu können. Sprich war es seine Idee letztlich in der Lage zu sein, einen 10 Stunden Tag auf Allgöwer Orthesen zu bewältigen!

Doch meine Techniker wollten mich nicht länger dem Irrglaube und der Hoffnung überlassen und so teilten sie mir gütiger Weise mit, dass die meisten Leute die Allgöwer Orthese ZUSÄTZLICH zu Krücken benutzen würden! In KOMBINATION(!) eine recht gute Erleichterung. Doch einen wirklich sicheren und normalen Gang ausschließlich mit solch einem Gerät zu erreichen, ist eher der Ausnahmefall. Darüber hinaus könnte es auch mehr als wahrscheinlich sein, dass mein Arbeitgeber, genau wie bei der Benutzung von Krücken am Arbeitsplatz, sich aus versicherungstechnischen Gründen quer stellt und mich mit diesen Orthesen genauso wenig arbeiten lässt. Kurze Stecken, beispielsweise in der Wohnen, auf ebenem Boden ließen sich hingegen mit viel Übung recht gut machen. Unebene, längere Wege (und damit meinte er alles ab einer Distanz von 10 bis 20 Metern), sowie Eis und ähnliches sind unmöglich.
Aber da ich die Orthesen ja erst postoperativ einsetzten soll, wie mein Arzt es ja verordnete und jetzt nur schon mal mich an das Ding gewöhnen solle, wäre das Eis ja kein Problem. Denn mit einkalkulierter Bettruhe wäre der offizielle Einsatzbeginn ja erst frühstens mitte/ende Mai. Somit, wie gesagt, kein Problem! Wenn daraus, wie meine Techniker mich aufklärten, nicht ein anderes Problem hervorgerufen würde.
Denn so genau sie mir auch die Orthese jetzt anpassen, nach der OP und wochenlanger, absoluter Bewegungsunfähigkeit verändert sich der Umfang und Aufbau meines Beines noch ein mal so entscheidend, dass das ganze jetzige Anpassen hinfällig sein wird und das ganze Spiel dann definitiv von Vorne los geht!
Mit all diesen Informationen saß ich nun nur noch da, die beiden Techniker vor mir, nickte und lächelte, während mir eines klar wurde: Ich war von Schwachsinnigen umgeben, die alle definitiv zu viel Zeit und viel zu wenig eigenständige Gehirnmasse besaßen.
Warum hatten diese Orthopädietechniker dieses Argument nicht vor den 7 Stunden verzweifelter, schmerzhafter, anstrengender, nervenaufreibender Anpassungsversuche gebracht, sich mit meinem Arzt, der Kasse oder sonst wem, der für diese hirnrissigen Anordnungen zuständig war, in Verbindung gesetzt und das Ganze noch mal durch diskutiert. Aber Nein und das Schärfste, sie würden das auch jetzt nicht tun. Die Orthese würde angefertigt werden, komme was wolle!Denn die Kassen hatten sie ja schließlich bewilligt ;)

Ich saß da, lehnte mich zurück und ließ mir mein linkes Bein eingipsen.
Die Allgöwer Orthese...ein Projekt, das noch lange nicht vom Tisch ist!

in diesem Sinne
...2BeContinued...


Donnerstag, 28. Januar 2010

Part 8: Zur Feier des Tages... :)

Es ist geschafft!!!!
Die Hyaluronsäurespritzen-therapie ist beendet!!! Ich bin mit der Therapie durch! Nach 10 Wochen und insgesamt 13 Spritzen ist es überstanden. Erst waren es wöchentlich eine Spritze zur Vorbereitung...ein entzündungshemmendes Mittel, dass dann später das Einspritzen der dickflüssigen Hyaluronsäre leichter machen sollte und dann die nächsten Wochen immer eine Hyaluronspritze der vorran eine Betäubungsspritze ging.
Insgesamt als wirklich 13 Spritzen direkt ins Sprunggelenk :(
Es gab Male bei denen es eigentlich nicht wirklich weh getan hat und ich angenehm überrascht war und andere Male, bei denen ich die Hand die ich zur psychischen Unterstützung drücken durfte, fast zerquetscht hatte. Und für den ganzen Spaß darf ich jetzt wie gesagt auch noch 320 Euro bezahlen.... und eine Wirkung ist leider bis her noch nicht zu spüren:/ ! Aber mein Arzt sagte mir, dass es etwa 4 Wochen dauern würde, bis man die volle Wirkung der Behandlung abschätzen könne. Anfang März habe ich nun somit meinen nächsten, offiziellen und sehr wichtigen Kontrolltermin. Hier heißt es dann Daumen hoch oder runter für das rechte Bein und dem entsprechen OP ahoi, oder eben doch noch nicht für das Linke, denn wie gesagt....mein Arzt will erst Rechts komplett benutzbar wissen, bevor er mir Links komplett entreißt.

Und noch ein neues Abenteuer ist jetzt kurz vor dem Durchbruch: "Projekt Stelze" ist in Auftrag gegeben. Heute kam die Bewilligung von meiner Kasse... und ich bin mal wieder absolut baff wie Teuer so ein medizinischer Kram doch ist: 919 Euro!(...Ich muss glücklicher Weise nur 10 Euro zuzahlen ;) Nächste Woche werde ich also auf ein Neues vermessen und dann kanns auch schon fast los gehen mit dem Stelzenlauf...na ich bin ja mal gespannt!

Quasi zur Feier der letzten Spritze hat es mich dieses Wochenende übrigens nach Istanbul verschlagen, ein atemberaubender Städtetrip... und warum? Na weil ichs noch kann! :)
Lehnt euch zurück und genießt eine Auswahl der schönsten Schnappschüsse meiner Reise in 1000 und eine Nacht....sosososososososo Schööön!