Dienstag, 15. Dezember 2009

Part 4: Im Bilde

So wie's sein sollte.....

.... und so wie es leider wirklich ist.


Mein drittes MRT liegt hinter mir.
Das linke Bein. Ich sitze gerade bei mir zu Haus. Es ist bereits nach Mitternacht. Um mich herum sämtliche Röntgen und MRT-Aufnahmen die sich im Verlauf diesen Jahres angesammelt haben. Ich sitze in Mitten von Bildern und versuche diese zu ordnen. Zu vergleichen. Zu strukturieren. Doch es gelingt mir nicht. Nicht weil es eine zu komplizierte Aufgabe ist. Sondern weil es ein verzweifelter und hoffnungsloser Versuch ist, zu verdrängen was ich vor mir sehe.
Ganz zu unterst liegen die neuen Bilder.Mit Absicht. Die Bilder von meinem linken Bein.
Ich hatte keine Erwartungen, keine Vorstellung was ich sehen würde, als ich die heutigen Bilder, wieder zu Hause angekommen, aus dem Schutzumschlag holte, um mir anzusehen, was ich doch nun schon seit ein paar Wochen wusste und mittlerweile auch recht gut verarbeitet hatte.
Es dauerte nur wenige Sekunden und ich fand die betroffene Stelle. Die zerstörte Stelle, die Ruinen meines Gelenks. Eine Lücke, dort wo doch eigentlich stabiler, gesunder Knochen sein musste! Ich hatte mit einer kleinen Lücke, vom Maßstab ähnlich dem ersten Vorfall gerechnet. 3 mm oder so,... nur eben ohne die wichtige letzte kleine Verbindung zum gesunden Knochen und dadurch eben nicht mehr Stadium 3 sondern 4. Doch was ich hier sah war etwas völlig anderes! Ein schwarzes klaffendes Loch in mitten meines Sprunggelenks. Nur schemenhafte Reste, Schatten, sind übrig von dem was eigentlich dort hätte sein müssen. Fassungslosigkeit. Sprachlosigkeit, Angst in mir hoch kriechend und sich als panische Verzweiflung in mir breit machend, verlor ich das, was ich mir so mühsam, so optimistisch die letzten Wochen aufgebaut hatte. Meine Stärke. Stumm ließ ich die Bilder fallen, schob sie von mir weg, doch es war schon zu spät. Ein so furchtbar großes Ausmaß der Zerstörung hatte ich nicht erwartet! Ohne eine eigentliche Erwartungen oder eine Vorstellung überhaupt gehabt zu haben, wurden diese so dermaßen übertroffen, das ich für einige Sekunden nur noch fassungslos vor mich hin starrte.

In einem Psychologiekurs hatte ich ein mal gelernt, dass man einen Patienten niemals allein und ohne Erläuterungen einer Diagnose aussetzten sollte. Eine Diagnose ist auch ein Machtinstrument, das Patienten stigmatisieren kann und weitere Behandlungsprozesse und eben vor allem den Patienten selbst stark beeinflusst. Der "Schwarz auf Weiß- Effekt", wie ich ihn nenne. Erst wenn man etwas Schwarz auf Weiß in voller Deutlichkeit vor sich sieht, ist jede Möglichkeit der Beschönigung, der Verdrängung, des Ausweichens unmöglich geworden. Das "es wird schon Alles nicht ganz so schlimm werden" zerbricht vor einem in eine Million Splitter und zurück bleibt ein schwarzes Nichts. Eine klaffende Lücke. Ein schwarzes Loch.
Wie kann sich mein Körper einfach so auflösen? Warum verdammt noch mal! Und wer garantiert mir, dass das nicht überall in mir passiert? Ich möchte schreien, möchte den Verantwortlichen finden, möchte all meine Wut an ihm auslassen und ihm seine Knochen zersplittern!!!
Meine Gedanken kreisen, meine Welt rotiert, doch dreht sich letztlich alles nur um das Eine in mir... die eine zentrale Frage: wie schlimm wird es wohl noch werden? Wo wird wohl die nächste betroffene Stelle liegen?

Morgen bekomme ich Spritze Nummer 4, die Erste mit der eigentlichen Hyaluronsäure in sich. Eine dickflüssige Masse, die so langsam wie möglich in das Innere meines Gelenks gespritzt werden muss. Irgendwie habe ich Kopfschmerzen, ich denke es wird Zeit für mein Bett.

...2BeContinued...

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